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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 82
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0082
19. August: Krisensitzung des Offenburger Rates

In den Offenburger Ratsprotokollen liest sich das alles nüchterner. Wegen
der in der Ortenau, insbesondere im Gericht Achern ausgebrochenen Unruhe
und des Aufstandes war eiligst eine außerordentliche Ratssitzung zum
19. August einberufen worden, ,,weil die aufrührerischen Bauern gedroht
haben sollen, in die hiesige R. Stadt einzufallen und über das hier befindliche
Oberamt Ortenau herzugehen; zur Beseitigung dieser Überfallungsgefahr
wären also die schleunigsten Mittel und Wege einzuschlagen". So der
Reichsschultheiß. Man beschloß eine Wachverstärkung an den Toren auf je
10 Mann und die Tore zu schließen. Da die Unruhen bei der in Appenweier
versammelten Rebellenrotte noch immer fortdauerten und, wie das Ratsprotokoll
vom 19. August vermerkt, und von Zeit zu Zeit die betrübliche Nachricht
von weiteren Zusammenrottungen und Überfallsdrohungen einlief,
beriet man auf dem Ratshaus pausenlos über die zu treffenden Maßnahmen.
Am meisten bestürzt waren natürlich die herbeigeeilten Oberamtsräte, die
sowohl um die Sicherheit ihrer Person und Sachen als auch wegen der drohenden
Demolierung des Oberamtshofes besorgt waren. Es wurde beschlossen
, erst einmal das Vorhaben der Aufrührer zu erkundigen und eventueller
Gewalt entsprechend zu begegnen. Vorsorglich sollten die aus dem Amtshof
und der Ortenauer Kanzlei in bürgerliche Häuser verbrachten Effekten und
Schriften wieder zurückgeholt werden, um jene Häuser zu schonen. Abends
wurde bekannt, daß die Rebellen, wie sie sich selbst nannten, in der Nacht
nach Offenburg kommen wollten und insofern ruhig bleiben würden, als
man sie oder eine starke Abordnung unangefochten einlassen und den Amtshof
besetzen lassen würde. Daraufhin wurde beschlossen, die beiden Städtmeister
Witsch und Mayer nach Appenweier zu den Aufrührern zu schicken,
um ihnen zu eröffnen, daß man den ganzen Haufen nie, wohl aber eine unbewaffnete
Abordnung bei Tag einließe, eine Widersetzlichkeit mit Gewalt
abwehre.

Am nächsten Tag drückte der Reichsschultheiß sein Bedauern darüber aus,
daß mehrere Bürger nicht gesonnen seien, sich gegen ein Eindringen der
Haufen zur Wehr zu setzen. Da traf schon die Nachricht ein, daß der gesamte
tumultuarische Schwärm in vollem Anmarsch gegen das Schwabentor sei.
Was tun? Beschluß, nicht mehr als etwa 30 oder 50 Mann hereinzulassen
und dann das Tor sofort wieder zu schließen. Zu spät, die meisten waren bereits
eingedrungen „und sind aber ohne Unfugs-Verübung meistens nur
durch die Stadt nach Hause gegangen".

Hoscher berichtet nun allerdings, daß die Bauern wegen der verschlossenen
Tore nach Ortenberg weiterzogen, wohin der von ihnen akzeptierte Oberamtsrat
Kleinbrod die begehrten Schriften brachte, um sie dort „teils vorzulesen
, teils abschriftlich mitteilen zu können. Währenddem man sich allda
alle ersinnliche Mühe gab, die Wut durch die freundschaftlichste Begegnun-

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