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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 85
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men der Französischen Revolution vollzogen, war aber in ihrem Ursprung
eigenständig, , ,denn die Masse der Bauern ist spontan infolge der Hungersnot
und der Hoffnungen, welche die Einberufung der Generalstände geweckt
hat, in Gährung geraten . . ." Die Bauern lehnten sich schon ab März gegen
ihre Seigneurs auf und begannen, die Abgaben zu verweigern, aber ihre Bewegung
gegen die Feudalherrschaft war wohl revolutionär, doch nicht von
extrem umstürzlerischen Tendenzen, auch wenn die Zerstörung der Feudalmacht
„zu den wichtigsten und unwiderruflichen Reformen der Revolution"
gehört.23 Selbst im „Krieg gegen die Schlösser" hört man oft den Ruf „Es
lebe der König!"24 Vovelle weist ausdrücklich daraufhin, daß während der
Grande Peur, die in der zweiten Juli-Hälfte 1789 die französische Provinz erfaßte
, außerordentlich wenig Blut geflossen sei; offenbar habe es insgesamt
nur drei Morde gegeben.25

Es gibt also keinen besonderen Sinn, immer wieder hervorzuheben, daß die
Forderungen der Bauern in der Ottenau nicht radikal umstürzlerisch gewesen
seien, zumal nicht einmal angedeutet wird, in welche Richtung sich solche
Bestrebungen hätten bewegen können. Auch wenn die Bauern Wälder
für sich in Anspruch nahmen, waren sie immer noch gesonnen, rechtliche
Entscheidungen oberster Gerichte zu respektieren.

„Ein jahrhundertelanger Prozeß der Enteignung schien umkehrbar"

Allerdings gab es auch Aufstandsgebiete, wo die staatsrechtlichen Verhältnisse
den Bauern ein radikaleres Verhalten ermöglichten, wie in den südlich
der Queich (Pfalz) gelegenen Herrschaftsgebieten, die zur Krone Frankreichs
gehörten und wo die Rückkehr zu den alten Eigentumsverhältnissen
in Sichtweite lag: „Die 1525 im Blut ertränkte Utopie war auf dem besten
Weg, Wirklichkeit zu werden, ein jahrhundertelanger Prozeß der Enteignung
und Beraubung an Rechten schien umkehrbar zu sein". Haasis ist in seinem
Buch „Gebt der Freiheit Flügel" (I, 1988) näher darauf eingegangen: eine
Stelle aus dem Bericht des Freiherrn von Waldenburg vom 15.4.1790 an die
kurpfälzische Regierung in Mannheim vermittelt einen Eindruck von den
Aktionen in der Südpfalz:

„Am 30. Julius 1789 rottierten sich meine Untertanen in dem zum Lehen
Grafendahn gehörigen Ort Fischbach zusammen, jagten meinen dortigen
Erbbeständer Adam Schlick von den zum Erbbestand gehörigen Gütern hinweg
, teilten Acker und Wiesen unter sich via facti aus, fielen am Ende in
die zu meinem Lehen gehörigen Waldungen, hieben darinnen Holz nach Gefallen
und nahmen ein etwa 60 Morgen starkes Stück Wald hinweg, welches
sich in den Archivalurkunden der Distrikt zum Deckenberg nennt, und hieben
mehreres Holz in Signum possessionis darinnen nieder".

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