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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 86
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Der Aufruhr breitet sich weiter aus: „Die Fischbacher, die als erste Südpfälzer
den antifeudalen Kampf begonnen haben, tragen ihn konsequent auch gegen
den Fürstbischof von Speyer voran und reißen damit die übrigen Dörfer
um Dahn in die revolutionäre Bewegung hinein". Beim weiteren Verlauf
bräuchte man oft nur die Ortsnamen auswechseln: ,,Sie versammeln sich
nach dem Läuten der Glocke, marschieren nach Dahn, durchziehen gruppenweise
den Ort und fordern alle auf, mit ihnen nach Hinterweidental zu
gehen, um bei dem dortigen Speyerer Beamten die Urkunden zu holen. Der
Beamte weigert sich, also wird er mit fortgeschleppt. Nun beginnt die Flucht
der obrigkeitstreuen Beamten, der Amtskeller flüchtet sich mit der Kasse
zum Fürstbischof nach Bruchsal."

Aulard: 1789 gab es noch keine republikanische Partei

Da der weitere Hinweis von Krebs, daß es keine grundsätzliche Gegnerschaft
zu den bestehenden Staatsverfassungen gegeben habe, nur im Kontext
zum revolutionären Geschehen in Frankreich zu verstehen ist, sei es gestattet
, dazu wieder den französischen Historiker Alphonse Aulard zu zitieren:

„Eine erste, bedeutsame Tatsache: im Jahre 1789, bei der Einberufung der
Generalstände, gab es in Frankreich keine republikanische Partei. Das beste
Zeugnis für die Ansichten der damaligen Franzosen sind gewiß die Beschwerdehefte
, denen sie ihre Beschwerden und Wünsche anvertrauten. Wir
besitzen viele derartige Schriftstücke von verschiedener Art und verschiedenen
Ursprungs. In keinem wird die Republik oder auch nur eine andere Dynastie
gefordert. In keinem findet sich (wenn ich sie recht gelesen habe)
irgendeine, wenn auch nur mittelbare Kritik an dem Benehmen des Königs.
Niemand denkt daran, die Mißstände, über die geklagt wird, dem Königtum
oder gar dem König zur Last zu legen. In allen diesen Schriften bekunden
die Franzosen einen glühenden Royalismus, eine leidenschaftliche Anhänglichkeit
an die Person Ludwigs XVI. Besonders in den volkstümlichsten,
den Beschwerdeschriften der untersten Stufe, nämlich der Kirchspiele,
herrscht durchweg Vertrauen, Liebe, Dankbarkeit. Unser guter König! Der
König, unser Vater! So drücken sich die Arbeiter und Bauern aus. Adel und
Geistlichkeit sind weniger treuherzig begeistert, aber ebenso königstreu."
Aulard führt für seine These noch eine Fülle von überzeugenden Beispielen
an und zitiert u.a. Camille Desmoulins, der im Jahre 1793 schrieb: „Wir waren
am 12. Juli 1789 vielleicht nicht zehn Republikaner in Paris". Wollten die
Franzosen auch keine Republik, führte Aulard weiter aus, so hatte sich bei
ihnen doch eine republikanische Gesinnung ausgebildet.26

Die Franzosen wollten noch 1789 die Beibehaltung der Monarchie, doch ergibt
sich nach den Kenntnissen von Aulard aus den noch 60 000 enthaltenen
Beschwerdeheften, daß sie sich aber einmütig gegen den Absolutismus und

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