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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 87
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für eine Beschränkung der königlichen Rechte aussprachen. Daß aber dann
das Königtum in wenigen Jahren abgeschafft wurde, konnte fast niemand
voraussehen.

Nach ,,normalen" Beschwerden: der Pugatschow-Aufstand

Um den Faden noch etwas weiterzuspinnen: einen ähnlichen Vorgang können
wir auch in Rußland verfolgen. Dort hatte die Zarin Katharina II. am
14. 12. 1766 die Einberufung einer Kommission angekündigt, die den Entwurf
einer neuen Gesetzgebung ausarbeiten sollte. Die erste Sitzung dieser
gesetzgebenden Kommission, die aus 564 Repräsentanten bestand, fand am
30.7. 1767 in Moskau statt. Ihren Beratungen lagen angeforderte Wunschund
Beschwerdehefte zugrunde, wobei von den 1441 Heften 1066 aus Wahlversammlungen
der Bauern stammten. Obwohl diese Hefte sehr eingehend
diskutiert wurden, konnte man auch aus ihnen offenbar nicht jenen Grad allgemeiner
Unzufriedenheit und explosiver Situation entnehmen, der wenige
Jahre später zu schweren und verbreiteten Unruhen führte: ,,Fast alle ,Ca-
hiers' betonten die Notwendigkeit einer Dezentralisation der Verwaltung. Es
wurde ein gewisses Maß lokaler Autonomie verlangt mit der Begründung,
daß nur auf diesem Wege die Lebensverhältnisse der Provinz verbessert werden
könnten. Einen großen Raum nahmen die Klagen über allzu schwere
Steuerlasten und über die Korruption der Behörden ein." Aber noch während
der Beratungen der Kommision kam es 1771/72 zu Aufständen von
Kosaken, die ihre traditionelle Demokratie wahren wollten. Sie konnten niedergeschlagen
werden, aber schon 1773 kam es zu dem bekannten blutigen
Aufstand von Pugatschow, von dem die herrschende Klasse Rußlands erst
spät begriff, ,,daß sie es mit dem Versuch einer eigentlichen Revolution zu
tun hatte", der mit seiner Gefangennahme am 14.9. 1774 endete.27

Alle diese Cahiers stellen wertvolle Quellen sozialer und politischer Art dar.
Zwar stammen die hier aus dem Jahre 1789 angeführten nur aus dem bäuerlichen
Bereich, doch vermögen auch sie im Verein mit vielen anderen bekannten
Beschwerden einen Einblick in damalige gesellschaftliche Verhältnisse
zu vermitteln.

Die Beschwerden im Gericht Appenweier

In dankenswerter Weise hat sich Karl Maier ausführlich mit den Beschwerden
beschäftigt, die im Gericht Appenweier dem Oberamtsrat Kleinbrod
vorgetragen wurden: „sie ähnelten einander sehr und bezogen sich auf die
Form der Religionsausübung, Abgaben, Sportein und Frondienste, das Salzregal
und besondere Fehlleistungen der Gerichtsvorsteher."

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