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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 93
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0093
Empörung der ,,Reichsstadt Gengenbachscher Untertanen"

Von den Vorgängen in der Landvogtei Ortenau waren die Untertanen des
ebenfalls zu Gengenbach gehörigen Stabes Reichenbach so beeindruckt, daß
sie am 25. August 1789, wo sie eigentlich zu den Straßenfronden erscheinen
sollten, sich unerlaubt versammelten und für den folgenden Tag ein Treffen
in der Stadt verabredeten, um dort ihren Beschwerden Nachdruck zu verleihen
. Sechzig Mann rückten daraufhin in die Stadt, die etwa ebensoviel
Bürger zählte, und wählten einen Ausschuß von 12 Leuten, die beim Reichsschultheißen
ihre Beschwerden mit dem unverkennbaren Vorsatz vortrugen,
„mit stürmischer Hand ihre Sache durchzusetzen, wenn man ihnen nicht in
Güte alles gewähren würde".

Diesem Ausschuß gehörten aus dem Reichenbach an: Lorenz Jäger, Johannes
Held, der Abtsmeier, Jakob Summ, der alte und Paulus Kihle, der Müller
; aus dem Mittelbach: Philipp Speth, Mathes Wußler und Andreas
Vollmar; aus dem Sondersbach: Hans Huber, Christian Zimmermann, der
Heimburger und Hans Gißler; aus dem Schwarzenbach: Georg Summ und
Michel Wußler und schließlich Georg Braun aus der Binßmatt.

Hoscher verwies darauf, daß eine so kleine Stadt von den ihr angehörenden
ansehnlichen Stäben der Bauernschaften alles zu befürchten habe, demonstriere
das Beispiel der Reichsstadt Zell am Harmersbach, die vor Jahren
von Hunderten bewaffneter Harmersbacher bestürmt worden sei. Er hob dabei
auf den Streit des Reichstals Harmersbach mit der Reichsstadt Zell ab,
der 1780 wegen des Nillforstes ausgebrochen war. Als man in Zell den Harmersbacher
Ratszwölfer Gabriel Breig am 22. 8. 1782 festsetzte und diesen
entgegen einem Mandat des Reichskammergerichtes nicht freiließ, wurde er
in der Nacht vom 2.73. März 1783 von etwa 500 Harmersbachern befreit.
Die Angelegenheit endete erst 1790 durch gütlichen Vergleich.31

Nun glaubte Hoscher, daß die Stadt Gengenbach von ihren Stäben, „welche
größtenteils aus rohen und in Wäldern lebenden Leuten bestehen", nicht weniger
zu befürchten habe. Infolgedessen seien Reichsschultheiß und Magistrat
bemüht gewesen, mit einer recht väterlichen Nachgiebigkeit die
aufgebrachten Reichenbacher zur Vernunft und zum Gehorsam zurückzuführen
. Die wollten nun partout vom versammelten Rat ihre alten Rechte und
Schriften, welche teilweise in älteren Kriegszeiten in das Gengenbacher Archiv
geflüchtet, teilweise 1777 unter dem Reichsschultheißen Seeger weggenommen
und dorthin gebracht worden seien. Sie wären ehemals eine eigene
Gemeinde gewesen und hätten besondere Gerechtsame und Privilegien gehabt
, welche sie aus der Tradition begründeten. Eine alte Frau hatte ihnen
erzählt, daß die Akten über ihre Freiheiten und Gerechtsame, in einem roten
Buch mit eisernen Reifen gebunden, nach Gengenbach gebracht worden sei.

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