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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 97
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0097
Die bäuerlichen Unruhen in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg

Nach dem Straßburger Aufruhr griffen die bäuerlichen Unruhen auch in
linksrheinischen Ämtern der Grafschaft um sich.34 Da man auf der Amtsstube
in Ingweiler ähnliche stürmische Vorgänge befürchtete und um die Sicherheit
von Amtseinnehmerei und Amtsschreiberei besorgt war, erbat man
Militär, was die Regierung auch gewährte. Dafür wurde die Lage in Wörth
brenzlich und das wegen einer in allen Gemeinden rasch die Runde machenden
Behauptung, daß der König den Leuten erlaubt habe, „während einer
Zeit von 6 Wochen ihre alten Rechte selber zu suchen". So versammelten
sich am Nachmittag des 2. August die Leute des ganzen Amtes Wörth und
verabredeten sich auf den 6. 8., wo dann in Wörth unter dem Stürmen der
Glocken eine Schar Görsdorfer Bürger in die Amtsschreiberei und in die
Wohnung des Amtssergeanten eindrang, um die für die Herrschaft eingenommenen
Strafgelder zurückzufordern. Eine von Hatten herbeigeeilte Militärabteilung
beendete den Aufruhr. Nachrichten von Paris trafen offenbar
sehr rasch ein, denn am 13. August erwähnt ein Bericht von Wörth, daß seit
vorgestern erneut eine Sage umging, die vermutlich ebenso falsch sei wie jene
, daß der König erlaubt hätte, alte Rechte mit Gewalt zu suchen. Es hieße
nämlich, „die Nationalversammlung habe durch einen Beschluß, welcher in
Straßburg öffentlich bekannt gemacht wurde, den Herrschaften die Jagd, den
kleinen Zehnten, den Todfall wie auch den Pfundzoll sowohl von Gütern als
Vieh und noch andere Rechte abgesprochen und zum Nutzen des gemeinen
Volkes gänzlich aufgehoben, eine Sage, die neuerdings böse Folgen nach
sich ziehen könnte". Daß die den Beamten zu Ohren kommenden Drohungen
ernstzunehmen waren, zeigte sich auch in Hatten. Dort war die Rede gewesen
, daß man in die Amtsschaffnerei kommen werde, um alle Schriften zu
begehren und im Weigerungsfalle alles zu verwüsten. Bevor das erbetene
Militär eintraf, brach der „schreckliche Geist der Zügellosigkeit und des
Aufruhrs" am 4. August los: „600 von hier, Ober- und Niederbetschendorf
und Schwabweiler wälzten sich, mit Stecken und zum Teil mit Flinten bewaffnet
, in den hiesigen Schloßhof und in das Amtsschaffneihaus, verlangten
mit Ungestüm ihre alten Rechte, zwangen mich unter Bedrohung, daß sie
alles darniederreißen würden, wenn ich ihnen nicht alle bei der Amtsschaffnerei
befindlichen Schriften, woraus sie alle ihre Rechte ersehen könnten,
herausgäbe. Einige wollten ihre Rechte so, wie das Amt zum Römischen
Reich gehört hätte, wahren und andere so haben, wie sie am Anfang, da die
Provinz unter die Krone Frankreich gekommen, gewesen wären". Auch andere
Gemeinden wollten die Herausgabe von Rechtstiteln mit Gewalt erzwingen
, ein Phänomen, dem wir überall bei den Bauernaufständen
gleichermaßen begegnen. Da und dort flüchteten auch Beamte: Von Offendorf
, das bei der Teilung von 1440 noch dem Amt Lichtenau angehörte,
brachte sich der Amtsschreiber Petri nach Straßburg in Sicherheit.

Daß die Ruhe überall wiederhergestellt werden konnte, lag einmal am Einsatz
von Militär, das auch im Notfall Waffengewalt anwandte, zum anderen

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