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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 99
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0099
Offenburger Anwalt stellte in einem Gutachten fest: „Die Akten der Gemeinde
geben ein trauriges Bild, wie man in dem vorigen (18.) Jahrhundert
seitens der kleineren Potentaten mit den Untertanen umgegangen ist, und
wie diese für jeden Fußtritt, den man ihnen versetzte, noch untertänigst Abbitte
leisteten und sich um ihre wohl erworbenen Rechte bringen ließen."

Die Vertreibung der Beamten

Was Wunder, wenn der Ausbruch der Französischen Revolution im Hanauerland
mit großer Freude begrüßt wurde: „Die Bauern hofften, daß jetzt der
Augenblick gekommen sei, wo ihnen der Grund und Boden, den sie nur
pachtweise innehatten, zu eigen zugesprochen würde".37 Und da das Aufstellen
von Beschwerden und das Sammeln von Unterschriften 1787 verboten
worden war, machte sich das Volk auf andere Weise Luft: „Die Bürger verweigerten
die Abgaben, lieferten die Staatsgelder nicht mehr ab, und wenn
sie zitiert wurden, erschienen sie überhaupt nicht".38 In der letzten August-
Woche fegten die Hanauer die verhaßten Beamten aus den Amtsstuben. Am
21. 8. verjagten die Willstätter den Rat Stauch, der mit dem Prinzen Friedrich
von Hessen zur Beruhigung der Gemeinde von Buchsweiler gekommen
war; am Tag darauf verwüsteten Freistetter Burschen Haus und Garten
des Fiskals Janser in Rheinbischofsheim, der sich mit anderen Beamten nur
durch die Flucht retten konnte. In Lichtenau wurde der zweite Amtsschaffner
Ludwig vertrieben, und in Kork mußten sich Amtmann Otto, Amtsschaffner
Ströhlin und der Schreiber Gebhardt auf die Flucht begeben und
ihre Habe in Sicherheit bringen. Ganz allgemein wurde gegen die Schultheißen
vorgegangen, wobei es dem Legelshurster am schlimmsten ergangen
sein soll: „Die ganze Gemeinde bedrohte und belästigte den Schultheiß und
die Gerichtsleute, so daß erst nach deren Absetzung die Ruhe einkehrte. In
fast allen Gemeinden wurden die Dienste neu besetzt".

400 Soldaten rücken in die Ämter ein

Die Herrschaft ging nach bewährtem Schema vor: nachdem der Geist der
Empörung auch in den beiden überrheinischen Reichsämtern Willstätt und
Lichtenau ausgebrochen sei, erfordere die Aufrechterhaltung der landesherrlichen
Gerechtsame, die Beschützung des Eigentums der rechtschaffenen
Untertanen, die Wiederherstellung der Polizei und die Sicherung der
Landesgrenzen die Absendung eines starken Militärkommandos. Dieser Anordnung
des Landgrafen vom 28. August folgte die Zusammenstellung einer
400 Mann starken und mit zwei Kanonen versehenen Exekutionstruppe unter
dem Obristen Franz Ludwig Pfaff39. Der Abmarsch erfolgte erst Ende

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