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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 103
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0103
In der Markgrafschaft Baden herrschte das Militär

Während in den Ämtern des Hochstifts Straßburg und in der Landvogtei Ortenberg
zeitweise die Bauern Herren der Lage waren, herrschte in der Markgrafschaft
das Militär. Bereits Anfang August konnte ein Tumult in
Staufenberg anläßlich einer Holzversteigerung mit dem Mahlberger Militärkommando
unterdrückt werden. Es hagelte halbjährige Zuchthausstrafen,
weitere mußten in Arbeitsstrafen umgewandelt werden, da zu viele in den
Aufruhr verwickelt waren. Der beteiligte Heimburger wurde seines Amtes
enthoben. Auch mit den Damen ging man nicht gerade zimperlich um: in
Umwandlung einer Zuchthausstrafe wurde die Springmännische Ehefrau zu
einer viertägigen Eintürmung verdonnert, und als herrschaftliche Zugabe erhielt
sie bei Antritt und Beendigung der Strafe noch 10 Hiebe mit dem Far-
renwedel, wobei der Bericht des Oberamtes Staufenberg vermerkt, daß die
erste Farrenwedeltracht ,,in instand" zu vollziehen sei. Als am 19. August
von der Hub aus der Aufruhr nach Neusatz übergriff und die dortigen Bauern
ihren Schultheißen verjagten, sorgte der Oberst von Freystadt mit 400
Mann wieder für Ruhe. Am 24. 8. begab sich der Markgraf sogar persönlich
nach Bühl, um das Terrain zu sondieren, da in der Nacht ein Aufstand in
Schwarzach ausgebrochen war und die umliegenden Gemeinden nach Bühl
marschieren wollten, wo sich der Amtmann vorsichtshalber nach Rastatt absetzte
.40 Mit dem Einrücken von 200 Soldaten nebst Artillerie in Schwarzach
wurde am 25. August auch dort der Aufruhr beendet. Zur gleichen Zeit
gab es auch Schwierigkeiten in Kehl, wo sich am 24. 8. die Gemeinde nach
dem Sturmläuten versammelte, um nach dem Eckartsweierer Bann zu ziehen
, wo man die Grenzsteine des Niederweierer Hofes zusammen mit den
Bauern aus Eckartsweier ausriß, wie sich die Kehler und Sundheimer auch
an der Verwüstung und Plünderung eines anderen Straßburger Stifthofes,
des Hörderhofes durch die Bauern aus Marlen, Goldscheuer und Eckartsweier
beteiligten. Eine erregte Menge zog auch vor die Häuser der mißliebigen
Beamten im Dorf Kehl. Die markgräfliche Regierung ließ die Anführer
verhaften und setzte den Amtsschultheißen im Einvernehmen mit der nassauischen
Regierung und dem Straßburger Magistrat ab. Es herrschte in der
unteren Markgrafschaft zwar noch einige Zeitlang Unruhe, zumal zahlreiche
Rebellen in das Zuchthaus nach Pforzheim überführt worden waren, aber es
kam zu keiner offenen Revolte mehr.

Obser schloß 1889 seinen Aufsatz mit der Bemerkung, daß „die Dinge leicht
eine schlimme, von unabsehbaren Folgen begleitete Wendung hätten nehmen
können. Daß es dazu nicht gekommen, bleibt, wie schon damals allenthalben
anerkannt worden ist, das unbestreitbare Verdienst der markgräflichen
Regierung". Er hat sich über diese von ihm befürchteten Folgen nicht weiter
ausgelassen, sie waren insofern nicht zu erwarten, als die bäuerlichen Rebellen
ohnehin ihre Ziele nicht weiter gesteckt hatten. Sie hatten zwar einen zä-

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