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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 107
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Weltflucht und Weltgestaltung

Das Kloster Gengenbach im Hochmittelalter

Eugen Hillenbrand

Heute auf den Tag genau vor 850 Jahren setzte Papst Innozenz II. seine Unterschrift
unter jenes Dokument, das uns veranlaßt, hier in der Wallfahrtskirche
„Maria zu den Ketten" zusammenzukommen und den Blick in eine
Zeit zurückzuwenden, die unserem 20. Jahrhundert fern, fremd und unwichtig
erscheint.

Am 28. Februar 1139, es war ebenfalls ein Dienstag, berief der Papst die in
Rom anwesenden Kardinäle zu sich in den Lateranpalast, seinen ständigen
Sitz. Hauptthema der Beratung war gewiß das bevorstehende Konzil, das Innozenz
am 2. April feierlich in der Lateranbasilika eröffnen wollte. Dieses
10. allgemeine Konzil sollte zur machtvollen Demonstration seiner päpstlichen
Autorität werden, die nun endlich in der gesamten Christenheit anerkannt
war. Ein verständliches Anliegen! Schließlich hatte er seit seiner Wahl
im Jahre 1130 um diese Anerkennung kämpfen müssen.1 Damals war er eiligst
, noch in der Todesnacht seines Vorgängers, von zwanzig Kardinälen
zum Papst erhoben worden. Wenige Stunden später freilich entschieden sich
einundzwanzig Kardinäle, also eine knappe Mehrheit, für einen anderen
Kandidaten, der sich Anaklet II. nannte. Innozenz mußte Rom verlassen. Er
floh nach Frankreich und fand dort seinen großen Verteidiger: Bernhard von
Clairvaux. Diesem Zisterziensermönch verdankte er, daß sich Frankreich,
Deutschland, England und Spanien für ihn als rechtmäßiges Oberhaupt der
Kirche entschieden.

Der deutsche König führte ihn sogar nach Rom zurück und ließ sich gleich
von ihm zum Kaiser krönen. Aber kaum war die deutsche Besatzungsmacht
abgezogen, da mußte auch Innozenz II. Rom wieder verlassen. Unbehelligt
residierte nun der Gegenpapst Anaklet in St. Peter. Die Entscheidung, wer
der rechtmäßige Papst sei, blieb offen. Als Anaklet 1138 starb, wählten seine
Anhänger sofort einen Nachfolger. Der aber unterwarf sich Innozenz nach
einigen Monaten. Grund genug also, die wiederhergestellte Einheit der Kirche
in einem großen feierlichen Konzil zum Ausdruck zu bringen. Bei dessen
Vorbereitungen hatten die Kardinäle, die am 28. Februar 1139
zusammentraten, alle Hände voll zu tun. Doch an diesem Tag stand noch ein
anderer Punkt auf der Tagesordnung des päpstlichen Beraterstabes: ,,Das
Kloster Gengenbach in der Ottenau, an der Kinzig gelegen."

Wie kam dieses weit von Rom entfernte Kloster in das Sitzungsprogramm
der illustren Kirchenmänner? Natürlich gibt uns auf diese Frage nach

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