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er lange gezögert hatte, dem König zu Füßen und bat um Gnade, die er auch
erhielt." Aber es dauerte noch einmal ein halbes Jahr, bis auch Friedrichs
Bruder Konrad diesen Schritt nachvollzog: ,,Er verzichtete demütig auf die
Krone und die königlichen Ehrenzeichen, wurde von dem Magdeburger
Erzbischof aus dem Kirchenbann gelöst, warf sich vor die Füße des Königs
und erhielt durch Vermittlung der Kaiserin dessen Gnade."
An diesem Versöhnungswerk war Kardinal Dietwin maßgeblich beteiligt. Er
war dazu eigens nach Deutschland gereist. Aber noch ein anderer Kirchenfürst
scheint hier die Fäden gezogen zu haben. Ich schließe das aus der Ortsangabe
„Bamberg", wo die Aussöhnung stattgefunden hat. Der dortige
Bischof Otto gehörte seit Beginn des Jahrhunderts zu den einflußreichsten
Politikern im Reich.5 1101 hatte Kaiser Heinrich IV. den vierzigjährigen
Kleriker zu seinem Kanzler ernannt, ein Jahr später auf den Bamberger
Bischofsstuhl berufen. In diesem Amt entfaltete Otto eine außerordentlich
wirkungsvolle Tätigkeit. Wohl verstand er es, als Reichsfürst aufzutreten
, aber ebensosehr bemühte er sich um ein vorbildhaftes apostolisches
Leben. Er ließ nicht nur Burgen, sondern auch viele Kirchen neu
errichten; weit berühmt war seine Domschule. Sein Hauptverdienst erwarb
er sich in der Missionsarbeit als „Apostel der Pommern", die er auf zwei
längeren Reisen für das Christentum gewann. Einen weiteren Ehrentitel finden
wir im Nachruf auf seinen Tod 1139: ,,Pater pauperum Christi" — Vater
der Armen Christi, d.h. der Mönche. Er gründete oder erneuerte nicht we-
Teilstück der Nordseite der Kirche.
Im Mittelschiff Rundbogenfenster,
im Seitenschiff später eingesetzte
große Spitzbogenfenster
Aufnahme: Hugelmann
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