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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 135
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Artur Bechtold weiß man immerhin, daß die Fleckensteiner, seit sie 1618 das
Erbe der Herren von Windeck angetreten hatten, auch rings um Renchen
über Grundbesitz verfügten, nämlich über 51 Joch Ackerland und einige Höfe
.10 Diese Güter wurden von einem Fleckensteinischen Schaffner mit Sitz
in Bühl verwaltet. Grimmelshausen hatte von ihnen Feld gepachtet, den
schon öfters in der Forschung erwähnten Finkengarten in Renchen nämlich,
für den er von 1658 an bis noch kurz vor seinem Tod 1676 Bodenzins bezahlte
." Er hatte aber auch sicher in anderer Weise mit Heinrich Jakob von
Fleckenstein und seinem Sohn Friedrich Jakob zu tun, wo doch deren
Grundbesitz in seinen Amtsbereich als Schultheiß hineinreichte. Ohne daß
es dafür Zeugnisse gäbe, wird doch erklärbar, daß Grimmelshausen in der
Widmung seines Romans „Von dero [nämlich der Maria Dorothea,
W.E.Sch.] Herrn Vatter vielfältig empfahende Gnaden" spricht.12

Nehmen wir sie zusammen, die Schauenburger von der Gaisbacher Linie,
die Fleckensteiner, die von Crailsheim und die von Hüffel: es waren lutherische
Familien und mehr als das, Familien, die sich Verdienste um die lutherische
Sache und Ruhm in den konfessionellen Kämpfen erworben und die
in der Ortenauer und elsässischen Reichsritterschaft Sitz und Stimme hatten.
Vom französischen Expansionsdrang und Absolutismus hatten sie nicht
mehr als die juristisch verbrämte Einschränkung ihrer Herrschaftsrechte zu
erwarten. Sie suchten Rückhalt an den Organen des Reiches. Damit war indirekt
ihre Feindschaft gegen die Politik Franz Egons von Fürstenberg programmiert
. Gewiß konnte Grimmelshausen trotz seines Adelstitels sich mit
ihnen nicht auf gleichen Fuß stellen. Doch gab es offenbar Gemeinsamkeiten
, die sich nicht nur im Rahmen seiner Bürgermeistertätigkeit und seiner
Pachtverhältnisse hielten, geistige, politische Gemeinsamkeiten. Wenn diese
in seinen Traktaten und Romanen zum Ausdruck kamen, dann war in Richtung
Oberkirch und Zabern Vorsicht geboten und die Kunst der Dissimulatio
angebracht. Zu einem Konflikt zwischen dem Autor Grimmelshausen und
dem Bischof scheint es nicht gekommen zu sein. Doch Grimmelshausen bezog
Partei, vorsichtig aber doch erkennbar.

Seine Überarbeitung des Teutschen Friedensraths des Claus von Schauenburg
ist das wichtigste Dokument einer politischen Gesinnungsgemeinschaft
, auch wenn der Anteil Grimmelshausens nur ungenau bestimmt
werden kann.13 Etwas großspurig stellt sich der Band in der Widmungsvorrede
als „Teutsche Politica" oder „Regentenkunst" vor. Eine systematische
Abhandlung zur 'Politica', eine „politica generalis" ist es nun nicht, vielmehr
ein für die tägliche Praxis eines Beamten oder Regenten bestimmtes
Handbuch zum Nachschlagen, von Claus, dem Vater Philipp Hannibals von
Schauenburg, niedergeschrieben unter dem spezifischen Gesichtspunkt, wie
ein durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstetes Herrschaftsgebiet wieder
zu Wohlstand gebracht werden könne. Ökonomische Fragen nehmen demge-

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