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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 171
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Verständnissen und Beschuldigungen sowohl unter den Beteiligten wie unter
den Zeitgenossen allgemein und noch unter späteren Generationen. Das Ereignis
war wichtig genug, in den Memoiren Napoleons, Caulaincourts, besonders
Talleyrands, aufgenommen zu werden.

Das Ereignis, das nicht nur die Franzosen im März 1804 und lange danach
beschäftigte, war die Entführung des Louis Antoine Henri de Bourbon,
Prinzen von Conde, Herzogs von Enghien, aus Euenheim am 15. März
1804. Sofort wurde dieser Fall publik, verbreitet durch fliegende Blätter wie
dieses. Über die zeichenhaft angedeutete Kehler Brücke wird das gefesselte
Lamm Enghien nach Frankreich verschleppt, gezogen von General Caulain-
court (Colin court), der seinem Herrn Napoleon dies Opfer ankündigt. Ein
Wortspiel mag sich hier beziehen auf das Blindekuhspiel, bezeichnet in französischer
Sprache mit zwei Personen-Namen „Colin — Maillard": Colin
court = Colin läuft, er hat Maillard gefangen. Der Hergang des Kommandounternehmens
ist bekannt. In der „Ottenau" 1971 hat Rektor Wilhelm
Schadt den Bericht des Kundschafters und Beteiligten Karl Friedrich Casimir
Pfersdorff (1769—1847) wiedergegeben (siehe auch „Ottenau" 1931).

Die Bewertung dieser Aktion durch Napoleon ergibt sich aus seinen Gesprächen
mit General Bertrand (1773 — 1844) auf Sankt Helena über den Fall des
Herzogs von Enghien , ,der sich acht Tage vor oder nach dem Moreaus ereignete
. Ich wußte nicht, daß der Herzog von Enghien in der Nähe, in Baden
war. Talleyrand war es, der mir das mitteilte und riet, ihn festnehmen zu lassen
. Der Herzog könnte nach Paris kommen — Talleyrand sah die Aktion
als Repressalie vor". „Ich schickte Ordener, um das Reiterregiment in
(Neu-Breisach) zu übernehmen, über den Rhein zu gehen, das Haus zu umstellen
und den Herzog nach Straßburg zu bringen — und Caulaincourt zum
Großherzog (von Baden) um dies zu entschuldigen und zu begründen."

„Der Herzog wurde festgenommen, nach Paris gebracht und von einer aus
ehrenhaften und achtbaren Offizieren gebildeten Militärkommission verurteilt
. Es wurde festgestellt, daß er mit der Waffe gegen die Republik gekämpft
hatte ..."

„Ich zögerte. Am Abend sagte mir Talleyrand: „Der Herzog muß noch vor
Tagesanbruch erschossen werden". Ich gab den Befehl."

Joseph Fouche (1759 — 1820) hat dafür das berühmte Wort geprägt: „Es war
mehr als ein Verbrechen, es war ein Fehler".

Auf der Rückreise von Moskau nach Paris im Dezember 1812 hat General
Caulaincourt den Kaiser begleitet. Die Gespräche hat er in seinen Lebenserinnerungen
wiedergegeben. Zum Fall Enghien bemerkte der Kaiser: „Ich
ließ den Herzog von Enghien nur verurteilen, weil es die Sicherheit, das Interesse
und die Ehre des Volkes verlangten. Unter ähnlichen Umständen

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