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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 178
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Konsuls, als auch die Sicherheit Frankreichs und die Ruhe von ganz Europa bedroht werden.
Der Unterzeichnete ist ferner beauftragt, eine allgemeine und unwiderrufliche Maßregel zu
verlangen, nach welcher alle französischen Emigranten aus sämtlichen zum Kurfürstentum
Baden gehörenden Landesteilen ausgewiesen werden, denn der Aufenthalt derselben in einem
dicht an Frankreich grenzenden deutschen Staate bildet einen beständigen Grund zu Besorgnissen
; er bietet ihnen selbst eine stete Gelegenheit zum Anstiften neuer Unruhen, und kann
England nur bestärken, seine verbrecherischen Intriguen fortzusetzen.

Wenn man überdies in Betracht zieht, daß die jetzt noch außerhalb Frankreichs lebenden
Emigranten sämtlich Menschen sind, welche sich gegen die augenblickliche Regierung ihres
Vaterlandes verschworen haben und sich demselben gegenüber in einem beständigen Kriegszustande
befinden, so liegt es doch auf der Hand, daß sie zu denen gehören, welchen nach
dem Vertrage von Luneville weder Asyl, noch Schutz in den deutschen Staaten gewährt werden
darf. Ihre Ausweisung ist mithin eine zu Recht bestehende. Und wenn schon dieser Umstand
allein die Kurfürstliche Regierung zu der Maßregel auffordern muß, so erwartet das
Pariser Kabinett dies in noch höherem Grade von den bekannten freundschaftlichen Gesinnungen
Sr. Durchlaucht für Frankreich, um diese gefährlichen Elemente zu entfernen, und
dadurch einen neuen Beweis des guten nachbarlichen Einverständnisses zu geben.

Der Unterzeichnete sieht deshalb mit vollem Vertrauen dem Beschluß Sr. Kurfürstlichen
Durchlaucht entgegen und ergreift gern die Gelegenheit, Ew. Excellenz . . .

Talleyrand.

Der Kehler Leutnant wurde ebenso überrascht von den Ereignissen wie die
Karlsruher Regierung, und sein Rapport war das erste, was Staatsminister
von Edelsheim darüber in die Hände bekam. Er verlangte Aufklärung vom
französischen Geschäftsträger Massias, der ihm Talleyrands Auslieferungsforderung
vorlegte.

Inzwischen hatte Talleyrand die Ankunft General Caulaincourts angekündigt
, das Schreiben vom 11. März lag dem Staatsminister von Edelsheim erst
in der Nacht vom 15. zum 16. März vor:

Paris, den 20. Ventöse des Jahres XII
(11. März 1804), drei Uhr morgens.

Herr Baron!

Als ich Ihnen gestern meine Note zusandte, in welcher ich auf höheren Befehl die Verhaftung
des in Offenburg sich aufhaltenden französischen Emigranten Komitees verlangte, hatte der
Erste Konsul bereits durch mehrere arretierte Missethäter, die von England nach Frankreich
gekommen waren, die näheren Einzelheiten des Komplottes erfahren, das mit Hülfe englischer
Agenten in Offenburg von den französischen Emigranten gegen sein Leben und gegen
die Sicherheit Frankreichs geplant wird.

Es ist gleichfalls zu seiner Kenntnis gelangt, daß der Herzog von Enghien und der General
Dumouriez sich in Euenheim aufhalten, und da nicht anzunehmen ist, daß dieselben sich dort
ohne Erlaubnis Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht befinden, so hat der Erste Konsul zu seinem
tiefen Schmerz die Überzeugung gewonnen, daß ein Fürst, dem er so viele Beweise der aufrichtigen
Freundschaft gegeben, seinen schlimmsten Feinden Schutz gewährt, welche ganz
ungestört die unerhörtesten Verschwörungen anzetteln.

Unter solchen außerordentlichen Umständen hat der Erste Konsul sich in die Notwendigkeit
versetzt gesehen, an zwei kleine Truppenabteilungen den Befehl zu erlassen, sich nach Offenburg
und Ettenheim zu begeben, um dort die Hauptanstifter gefangen zu nehmen, die nach
dem Völkerrecht keinen Anspruch auf den Schutz der Gesetze haben.

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