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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 203
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Jetzt noch ein Wort über die Flurnamen des Waldes. Die Scherzheimer
nannten ihren ganzen linksrheinischen Wald den ,,Roßmörder".51 Der Bezirksförster
teilte aber den Faschinenwald in drei natürliche Abteilungen ein,
die durch Altrheine oder Kiesgründe voneinander getrennt sind:

1. Der Beilenkopf (1 Viertel des Areals).

2. Die neuen Gründe (2 Viertel).

3. Der Roßmörder (1 Viertel).

Der Beilenkopf stellt den südlichen Teil dar. Er ist durch einen ausgetrockneten
Altrhein von den neuen Gründen getrennt, die sich nördlich am Rhein
entlang anschließen. Der eigentliche Roßmörder ist eine Rheininsel, die
schon vor der Korrektion existierte. Vor ihr erstreckte sich vor der Regulierung
der Rhein in einer Breite von 700—800 Meter bis in die Gegend des
heutigen rechten Rheinufers (Hasenkopf). Die neuen Gründe sind eine An-
landung vor dem Roßmörder in einer Tiefe von rund 500 Meter. Die Roßmörderinsel
wird durch die Grenzlinie Nr. 91—92 halbiert (heute ein
Fahrweg). Nur ihr östlicher Teil gehörte zu Scherzheim, der westliche war
(und ist) Offendorfer Gemeindewald. Wie kann man erklären, daß der
Volksmund den ganzen Waldkomplex Roßmörder nannte? Die „Neuen
Gründe" waren eben nur eine Erweiterung des Altbekannten, die nicht eines
Namens gewürdigt wurden.

Wie schon früher vermerkt hatte die Gemeinde Scherzheim am 10. Nov.
1894 von einer Eigentümergemeinschaft ein zur Gemarkung Lichtenau gehöriges
Geländestück von 30,69 ha für 32105,05 Mark erworben. Dieses Gelände
heißt „Großkopf' (über die genaue Begrenzung siehe bei Lichtenau),
ein Waldstück, das von den neuen Gründen nach Norden eine Halbinsel bildet
. Durch diese Erwerbung war der linksrheinische Besitz Scherzheims auf
162,58 ha gewachsen. Ein wichtiger Bestandteil des neuen Areals waren die
Fischereirechte, deren Scherzheimer Anteil jetzt von 3/8 auf 7/8 stieg (+ 4/8
von Lichtenau).52 Von allen neun behandelten Gemeinden war Scherzheim
(nachdem Lichtenau ausgeschieden war) die einzige Gemeinde, deren Altwasser
keinen Zufluß vom offenen Rhein hatten. Nur dadurch hatte Scherzheim
die Fischereiberechtigung. Bei offenen Altwassern hatte sie der
Staat.53 Dieser Sachverhalt machte das Fischwasser erst wertvoll. Die wirtschaftliche
Bedeutung des gesamten Roßmörders geht daraus hervor, daß ab
1894 70% des gesamten Waldbestandes von Scherzheim am elsässischen
Rheinufer lag. Auch die Einnahmen aus Jagd (450 Mark) und Fischerei (235
Mark) konnten sich sehen lassen (Stand 1901, siehe Anmerkung 17). Vor genau
100 Jahren zeigt ein kleines Streiflicht, welche spartanische Verhaltensweise
die Gemeinde Scherzheim von ihrem Gemeindebediensteten
erwartete. Nachdem im Jahre 1882 im Roßmörder eine Schutzhütte errichtet
worden war, wünschte das Bezirksamt Kehl die Ausstattung derselben mit
einem Ofen und einer Pritsche. Die Gemeinde antwortete, das sei unmöglich

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