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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 217
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Hatte er sich über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel eine Zeit der
Ruhe und der Erholung von der politischen Arbeit erhofft, so galt es nun,
sofort mit der Wahlkampftätigkeit zu beginnen. Was die Erfolgsaussichten
für die kommenden Wahlen anging, so urteilte Geck recht skeptisch: „Die
Situation ist für die Schwarzen günstig, für uns soso lala!" Als er am nächsten
Tag die Heimreise antrat, war bei ihm jedoch endgültig Nüchternheit
eingekehrt, die Verteidigung seines eigenen Mandates erschien ihm äußerst
zweifelhaft: ,,Soeben verläßt der Papa das stille Haus; er weiß nicht, ob er
wieder zurückkehren wird."

Von den Delegierten des Offenburger Parteitages der SPD am 26. Dezember
wurde die Reichstagsauflösung „freudigst" begrüßt, da sie dem deutschen
Volke endlich die erwünschte Gelegenheit gebe, über die von der Regierung
seit Jahren zu verantwortende innere und äußere Politik zu Gericht zu sitzen.
Wie bei jeder allgemeinen Wahl sollte in erster Linie das bewährte sozialdemokratische
Programm als Wahlparole dienen, dementsprechend wurde die
Devise „Gegen den (liberalen) Block und gegen das Zentrum" ausgegeben;
der Kampf sei mit gleicher Schärfe gegen alle bürgerlichen Parteien zu
führen.

In der Presselandschaft Badens war die SPD nur schwach vertreten, in
Karlsruhe residierte der „Volksfreund" und in Mannheim die „Volksstimme
", die Adolfs Bruder Oskar Geck als Schriftleiter führte. Jedoch in den
noch überwiegend ländlichen Regionen wie der Ortenau waren die Sozialdemokraten
mit keinem Presseorgan vertreten und ganz auf die Agitation vor
Ort, in Form von Flugblättern und Versammlungen angewiesen. Einzig nennenswerter
Vorfall war die amtliche Auflösung einer SPD-Versammlung in
Sand (Wahlkreis Offenburg-Kehl), ansonsten wurden den Sozialdemokraten
keine Behinderungen zuteil.

Höhepunkt des SPD-Wahlkampfes war der Auftritt Adolf Gecks zusammen
mit Parteiführer August Bebel am 27. Dezember in Karlsruhe vor 4—5000
Zuhörern.

2. Die liberalen Parteien

Bereits für die badischen Landtagswahlen des Jahres 1905 hatten die liberalen
Gruppierungen ein gemeinsames Wahlbündnis beschlossen, das sich in
erster Linie gegen die drohende Vorherrschaft des Zentrums richten sollte.
Am Abend des 16. Dezember trafen sich die Parteiausschüsse aller liberalen
Gruppen in Karlsruhe zu einer gemeinschaftlichen Sitzung, auf der sie den
Beschluß faßten, das Blockbündnis auch für die Reichstagswahl anzuwenden
.

Der liberale Block stellte sich voll hinter den Kanzler Bülow: jedes Zurückweichen
der Regierung wäre ein Eingeständnis der Schwäche gewesen, für

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