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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 218
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den Reichskanzler habe es nur eine Alternative gegeben: „Biegen oder Brechen
". Allein das Zentrum, das aus „kleinlichster Rache" gehandelt habe,
wurde für die Ereignisse verantwortlich gemacht. Für die Liberalen galt es
nun, die ,,Anmaßlichkeit des Zentrums" zu bekämpfen und daher alle liberalen
Kräfte unter der Parole: „Gegen den Druck des Zentrums" einmütig
zusammenzuscharen. Man machte sich die Worte des nationalliberalen Parteiführers
Bassermann zu eigen, der die Parole: „Für die Kolonien . . . Gegen
jede Nebenregierung . . . Gegen das Zentrum" ausgegeben hatte.

Daß die Kampfansage der liberalen Parteien in erster Linie gegen das Zentrum
gerichtet war, hieß nicht, daß die Sozialdemokratie im Wahlkampf
geschont werden sollte, ganz im Gegenteil, der Kampf gegen die Sozialdemokraten
war mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die keiner
besonderen Erwähnung mehr bedurfte.

Zur Finanzierung der Wahlkampfkosten erhielt der Offenburger Wahlkreis
vom Karlsruher Parteivorstand (via Berliner Parteizentrale) am 17. Januar
300 Reichsmark angewiesen, wobei der Verwendungszweck vom Parteisekretariat
vorgegeben war. Erwünscht war vor allem eine verstärkte Versammlungstätigkeit
, das Verteilen von Flugblättern sowie die Herbeiholung
der säumigen Wähler am Wahltag. Gerade von den „Schlepper-Diensten"
erhoffte man sich Stimmenzugewinne, wobei man von der grundsätzlichen
Überlegung ausging, daß ein großer Teil der NichtWähler liberal wählen
würde, wenn es nur gelingen könnte, sie zur Urne zu bringen. Die Vertrauensmänner
der liberalen Parteien wurden aufgefordert, am Tag vor der Wahl
anhand der Wählerlisten Hausbesuch zu machen. Bei dieser Wahl sollte auf
die außerordentliche Wichtigkeit der Stimmabgabe für die Liberalen hingewiesen
werden. Am Wahltag selbst sollten im Laufe des Nachmittags, spätestens
ab 16 Uhr die säumigen Wähler, soweit sie als potentielle Wähler in
Betracht kamen, durch geeignete Vertrauenspersonen zum Wahllokal gebracht
und zur Stimmabgabe für den liberalen Kandidaten veranlaßt werden.
Die Vertrauensmänner wurden angewiesen, „dieses Geschäft von größter
Wichtigkeit . . . mit größter Gewissenhaftigkeit durchzuführen."

Auch der Wahlaufruf der liberalen Parteien im Lahrer Wahlkreis, wo Karl
Heimburger als einziger DVP-Kandidat nominiert war, wandte sich in erster
Linie gegen die „Parteiherrschaft des Zentrums". Im Mittelpunkt der Agitation
standen auch hier nationale Themen wie die Erhaltung der , deutschen
Waffenehre" und des Ansehens des Deutschen Reichstages gegenüber dem
Auslande. Blinde Reichsbegeisterung war jedoch bei den Demokraten nicht
anzutreffen, die Mißstände wurden durchaus kritisiert und zu ihrer Beseitigung
aufgerufen. Karl Heimburger entwickelte eine rege Versammlungstätigkeit
, allein in den letzten Tagen vor der Wahl, vom 18. bis zum 23. Januar,
war er für neun Wahlkampfveranstaltungen angekündigt.

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