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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 219
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3. Das Zentrum

Das Zentrum, von allen Seiten als „ultramontane Partei" angegriffen, fühlte
sich auch im Jahre 1907 stark genug, ganz allein und „ohne jede Krücke"
in den Wahlkampf zu ziehen. Grundsätzlich wurde für die Wahlen die Parole
ausgegeben, weder für einen Kandidaten des liberalen Blocks, noch für einen
Sozialdemokraten zu stimmen. Mit besonders scharfen Angriffen wurden
dabei die Liberalen bedacht; die Zentrumspresse nahm kein Blatt vor
den Mund: so wurde der Block des öfteren als „bunt zusammengewürfeltes
Heer", als eine „Schar von Zentrumshassern" bezeichnet. Untereinander
würden sich die Blockpartner häufig raufen, einig seien sie nur im gemeinsamen
Kampf gegen das Zentrum. Dem Block wurden „liberale Stänkereien
" vorgeworfen, die Mitglieder der liberalen Parteien als „nationalistische
Maulhelden" und „Hurrapatrioten" beschimpft, denen alles daran gelegen
sei, einen „unerhörten Schwindel" in die Welt zu setzen. In bezug auf das
Stichwahlbündnis zwischen SPD und liberalem Block bei der Landtagswahl
1905 war der „Lahrer Anzeiger" der Meinung: „Pack schlägt sich, Pack
verträgt sich."

Aufgabe des Wahlkampfes sei es, einem neuen Kulturkampf vorzubeugen,
alles sollte getan werden, um die „Katholikenemanzipation" im Reich ein
gutes Stück voranzubringen. Man beklagte die fehlende politische Gleichstellung
der Katholiken im Kaiserreich, sie seien traditionell von der politischen
Macht ausgeschlossen, katholische Minister und Staatssekretäre kaum
zu entdecken.

Höhepunkt des Zentrumswahlkampfes war der gemeinsame Auftritt des
Lahrer Kandidaten Konstantin Fehrenbach mit Matthias Erzberger, dem späteren
Minister der Weimarer Republik. Erzberger war einer der Hauptakteure
bei den Reichstagsdebatten, die schließlich zur Auflösung geführt
hatten. Am Vorabend der Hauptwahl hielten sie eine letzte Wahlversammlung
in Freiburg, der Stadt des Bischofssitzes ab.

4. Die konservativen Parteien

Die konservativen Parteien hatten in der Ortenau auf die Aufstellung eigener
Kandidaten verzichtet, von der Parteileitung in Karlsruhe war die Devise
ausgegeben worden, in den einzelnen Wahlkreisen die Zentrumskandidaten
zu unterstützen. Jedoch gingen einige Wahlkreisorganisationen eigene Wege
und mißachteten die Vorgaben der Landespartei. Zu den schärfsten Auseinandersetzungen
kam es dabei im 6. Wahlkreis Lahr-Wölfach.

Mitte Januar 1907 wurde seitens der konservativen Parteileitung des 6.
Reichstagswahlkreises eine Erklärung veröffentlicht, die die Parteifreunde
angesichts der schwierigen Lage der Parteiverhältnisse in diesem Wahlkreis

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