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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 227
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hatten — vom Freiburger Erzbischof verfugt10. So hat die Tochter die Mutter
heimgeholt. Und so lagen die beiden Stiftungen Lenders nahe beieinander
.

Pfarrer in Sasbach — Die Heimschule entsteht

1871 gab Lender um die verwaiste Pfarrei Sasbach ein. Sicher war ein entscheidender
Grund für den Wechsel die Arbeit Lenders als Landtagsabgeordneter
ab 1869. Schwarzach lag für die vielen notwendig gewordenen
Reisen zu ungünstig; die Fahrten nach Bühl zum Bahnhof waren doch zu
umständlich und zeitraubend. Sasbach lag dafür wesentlich günstiger. Eine
nicht unbedeutende Rolle spielte dabei aber auch eine andere Sache mit: neben
der ,,Rettungsanstalt" wollte Lender in Schwarzach ein zweites Werk
ins Leben rufen. Die Schwarzacher liefen jedoch dagegen Sturm, ihnen war
die „Rettungsanstalt" schon zuviel gewesen. Sie vereitelten das zweite geplante
Werk.

Im Kulturkampf war das eine erstrebte Ziel der Regierung, den Priesternachwuchs
abzuwürgen. Zu diesem Zweck waren die Knabenseminare und das
theologische Konvikt geschlossen worden. Auch die private Lehranstalt, die
der Onkel Lenders in Breisach ins Leben gerufen hatte, fiel unter das Verbot
. Diese staatlichen Zwangsmaßnahmen blieben nicht ohne Erfolg. Dazu
kam die bewußt antikirchliche Erziehung in den staatlichen Schulen. Gefährlich
wurde die Lage der Kirche auch deswegen, weil die liberale Gesinnung
auch in kirchlichen Kreisen Fuß gefaßt hatte.11 Dazu wurde 1860 auch
das Examensgesetz beschlossen, wonach nur der ein kirchliches Amt erlangen
konnte, der bestimmte vorgeschriebene Fächer auf der Universität studiert
und mit einem Staatsexamen abgeschlossen hatte. 1876 verbot der
Oberhirte seinen Theologen, sich einem solchen Examen zu unterziehen.
Die „Frucht" dieses Verbotes waren die ,,Sperrlinge". Allen theologischen
Jahrgängen der Jahre 1875-79 war jegliche Amtshandlung verboten. Selbst
die Primiz durfte nur in verschlossenen Räumen stattfinden. So sollte aller
Nachwuchs abgewürgt werden. Der Tiefststand war 1879 erreicht: nur
8 Kandidaten bewohnten die weiten Räume des Priesterseminars in St. Peter!

Lender hatte die Gefahr schon sehr früh erkannt. Schon als Vikar in Offenburg
hatte er Buben auf den Besuch einer höheren Schule vorbereitet. In
Schwarzach führte er das zielbewußt fort. Zunächst unterrichtete er zwei,
dann vier Knaben. Den Unterricht erteilte er selbst und sein Vikar. Schon
1865 konnte man sagen, daß Lender in Schwarzach eine Art Privatschule unterhielt
. Etwa ein Dutzend Schüler wurden damals im Pfarrhaus unterrichtet
.12 Der Widerstand der Schwarzacher machte das zunichte. Nach seiner
Ernennung zum Dekan 1866 ließ Lender sein entschiedenes Vorhaben er-

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