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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 229
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richtet und verköstigt; auch die Lehrer wohnten im Pfarrhaus. Das beste
Beispiel der Genügsamkeit gab Lender selber: er begnügte sich mit einem
kleinen Zimmer als Arbeitszimmer, dazu ein Schlafzimmer. Die Schüler
mußten nicht nur dem Studium obliegen, sie mußten auch zu ihrer Ernährung
mitarbeiten. Im Sommer erschien Lender oft im Unterricht, ließ ihn
unterbrechen und schickte die jungen Leute aufs Feld oder auf die Wiesen
— zum Leidwesen der Lehrer natürlich. Aber Lender meinte schlichtweg,
körperliche Arbeit schade nichts, helfe dagegen zur persönlichen Reifung.
Es sei nur ein Wort eines der ersten Sasbacher, Josef Schofer, angeführt, der
in seinem Werke ,,Vom jungen Waldarbeiter . . .", S. 34, folgendes berichtet
: ,,Lender konnte ohne Bedenken die verschiedenen Aufträge erteilen:
,,Du und Du und Du, ihr geht jetzt mit dem Bernhard ins Ried und macht
das Heu zusammen und helft beim Aufladen! Du und Du und Du, ihr geht
jetzt auf den Acker und macht das Kleeheu zusammen und schafft es in die
Scheune! Du und Du und Du, ihr ladet jetzt den Heuwagen dahinten in der
Scheune ab! So! Aha!' "

Daß Lenders Unternehmen überhaupt die Kulturkampfzeit überstehen konnte
, grenzt ans Wunderbare; daß nach Lockerung des Kampfes 1880 eigentlich
sehr schnell die staatliche Anerkennung erlangt werden konnte,
verdankte Lender seinem hohen politischen Ansehen, das er sich inzwischen
erworben hatte. Sein Onkel, der Stadtpfarrer von Breisach, der 1876
starb, vermachte seinem Neffen eine bedeutende Summe mit der ausdrücklichen
Bestimmung, sie für seine Schule zu verwenden. Dieser Onkel war ja
mit einem ähnlichen Unternehmen in Breisach gescheitert. Die Bedeutung
dieses Werkes Lenders wird durch die Tatsache unterstrichen, daß bis 1966
über 1000 Weltpriester aus der Heimschule Lender hervorgegangen sind.
Die beträchtliche Zahl der Ordenspriester ist darin nicht enthalten. Dieses
Erbe führt heute das mit der Heimschule unterrichtlich verbundene Spätbe-
rufenenseminar St. Pirmin weiter, an dem der Verfasser 1961—69 von Kappelrodeck
aus, wo er Pfarrer war, als Spiritual tätig war.

Der Politiker und Seelsorger

Von seiner Veranlagung her mußte Lender geradezu auf das Feld der Politik
gedrängt werden. ,,Lender war der geborene Führer des katholischen Volkes
. Lender hielt alle im Bann. Die Persönlichkeit war's, der alle willig folgten
"14. So urteilte Schofer, ein Lenderschüler und selbst Politiker, über
seinen geliebten Meister. Es wurde schon auf Lenders Teilnahme an der Revolution
hingewiesen, er legte ja seinen Taufnamen Leopold ab, weil er den
Namen des damaligen Fürsten nicht selbst tragen wollte. Als junger Vikar
in Offenburg trat er mutig und tapfer für seinen verfolgten Bischof Hermann
von Vicari ein.

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