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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0235
Der Weg zum Ptälzischen Erbtblgekrieg und zur Zerstörung
Offenburgs und der Ortenau im Jahre 1689*

Eike Wolgast

Mit den Stichworten „Pfälzer Erbfolgekrieg" (oder , ,Orleansscher Krieg")
und „Zerstörung Südwestdeutschlands" wird ein Thema bezeichnet, das in
Wissenschaft und Öffentlichkeit lange Zeit außerordentlich emotional und
kontrovers diskutiert worden ist; daß es auch heute noch nicht ganz ohne
Brisanz ist, zeigt das möglichste Verschweigen jener unerfreulichen Zeitläufte
, wenn es nur irgend geht. Bei den deutschen Historikern wurden im
19. Jahrhundert und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die militärischen
Auseinandersetzungen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter der Rubrik
„Die Raubkriege Ludwigs XIV." abgehandelt, in der politischen Zielsetzung
wie in der Praxis der damaligen Kriegsführung wurden prinzipielle
negative Nationaleigenschaften der Franzosen festgemacht und aus dem
französischen Drang zum Rhein eine Erbfeindschaft abgeleitet, die während
der Französischen Revolution, im 19. Jahrhundert wie im „Diktat von Versailles
" 1919 ihre zugespitzte Manifestation erfahren habe. Kategorien und
Urteilsmaßstäbe des Zeitalters des Nationalismus wurden auf die frühe Neuzeit
zurückprojiziert.

Auf der anderen Seite haben die französischen Historiker der gleichen Zeit
im Bemühen, die Geschichte ihres Landes aufzuhellen und die humanitärzivilisatorische
Mission, die Frankreich seit alters her für sich in Anspruch
nahm, zurückzuverlängern, die Schrecken der ludovizianischen Kriegsführung
zumeist minimalisiert oder zu rationalisieren versucht, bis schließlich
unter Umständen gar die Opfer zu den eigentlich Verantwortlichen für die
Ausschreitungen wurden. Eine freie und unvoreingenommene Forschung
wurde notfalls administrativ behindert; so standen die Akten des Kriegsministeriums
noch in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts nicht zur uneingeschränkten
Benutzung zur Verfügung. Wie von deutscher Seite, wurde
auch von französischer die Geschichtsschreibung lange Zeit vorwiegend
nach Kategorien und Urteilsmaßstäben des Zeitalters des Nationalismus betrieben
und entsprechend die Politik Ludwigs XIV. interpretiert.

Im Folgenden soll es um eine von nationalen Prämissen möglichst freie und
vorurteilslose Untersuchung jener Vorgänge gehen, die vor 300 Jahren nicht
nur einen Weltkrieg auslösten, sondern über das übliche Kriegserleben hinaus
eine Summe von Leid und Not über die Einwohner Südwestdeutschlands
gebracht haben.

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