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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 237
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gesamt oder wenigstens die wichtigsten von ihnen vom Kaiser zu trennen.
Für Richelieu und Mazarin war das Reich kein Gegner, sondern eher ein Instrument
zur Isolierung der Habsburger, und Frankreich etablierte sich als
Hüter der reichsständischen Interessen, der ,,Libertät" der deutschen Stände
gegenüber der angeblich drohenden kaiserlichen Dominanz. Die Erfolge
dieser Politik, die nicht selten durch Subsidienzahlungen oder Bestechungen
leitender Minister wirkungsvoll unterstützt wurde, blieben nicht aus; Frankreich
gewann — gerade im Westen des Reiches — eine Klientel, die anti-
habsburgische Politik betrieb. So konstituierte sich nach der Kaiserwahl, die
trotz französischer Gegensteuerungsversuche wieder auf einen Habsburger
fiel, 1658 auf Betreiben des Kurfürsten von Mainz, Johann Philipp von
Schönborn, der sogenannte Rheinbund. Dieser Fürstenzusammenschluß
sollte den neuen Kaiser Leopold I. daran hindern, entgegen den Bestimmungen
des Westfälischen Friedens und der Wahlkapitulation seinem spanischen
Vetter in dessen noch andauerndem Krieg mit Frankreich unter der Hand
Hilfe zu leisten und damit das Reich möglicherweise erneut in einen großen
Krieg zu verwickeln. Eine stattliche Zahl deutscher Reichsstände trat im
Verlauf der nächsten Jahre der überkonfessionellen Verbindung bei: die drei
geistlichen Kurfürsten, Brandenburg, Münster, Pfalz-Neuburg, die Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg, die Landgrafen von Hessen sowie der Pfalzgraf
von Zweibrücken. ,,En qualite de membre de la paix" wurde auch
Frankreich Mitglied, in Wirklichkeit aber Protektor des ständischen Zusammenschlusses
. Freilich enttäuschte der Rheinbund die französischen Politiker
, da er sich schließlich doch nicht effektiv genug gegen Habsburg
einsetzen ließ; 1667 zerfiel er angesichts des ersten Krieges Ludwigs XIV.

Der Kampf um den bestimmenden Einfluß in Europa hatte 1648/59 mit dem
Sieg Frankreichs geendet. Das habsburgische Spanien war entscheidend geschwächt
, die deutschen Habsburger mußten sich mehr und mehr auf die
Türkengefahr an ihrer Ostgrenze konzentrieren. Als Ludwig XIV. nach dem
Tod Mazarins 1661 selbst die Regierung übernahm, war der Boden bereitet
für eine Politik, die Frankreich eindeutig und unbestritten die Position der
Führungsmacht in Europa sichern und. wenn möglich, sogar formal —
durch Erwerb der Kaiserwürde — die Habsburger auch rangmäßig herabstufen
sollte.

Die französische Hegemonialpolitik war zugleich defensiv wie offensiv angelegt
: Sie sollte das Trauma einer Restitution der habsburgischen Universalmonarchie
heilen wie umgekehrt Frankreich die Führungsstellung in
Europa sichern und damit eine Art französischer Universalmonarchie aufrichten
. Ludwig XIV. war vom barocken Denken in Kategorien wie „gloire"
und , ,agrandissement" geleitet. Das gilt keineswegs nur für die ersten Herrschaftsjahre
; noch im Januar 1688 ließ er seinen Gesandten Marquis de Villars
wissen: ,,S'agrandir est la plus digne et la plus agreable occupation des

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