Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 239
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0239
Wichtiger als die Schlacht war die Überlistung des Gegners, um ihn durch
geschickte Manöver von seinen Versorgungsquellen abzuschneiden und ohne
großes Blutvergießen mattzusetzen. Aus dieser Strategie des Ausmanövrierens
des Gegners erklärt sich die Länge der Kriege im 17. Jahrhundert. Dabei
wurde zwar die Armee geschont, aber die Bevölkerung der betroffenen
Gebiete durch Alltagszerstörungen um so stärker geschädigt. Die Kriege entwickelten
sich zu einer solchen Plage, daß die Zivilbevölkerung oft nicht
wußte, wer sie mehr heimsuchte, der Feind oder die eigene Truppe. Über
die Zustände im Breisgau während des Holländischen Krieges 1672 —79 berichtete
der fürstenbergische Vizekanzler seinem Grafen 1677: „Wie
schlecht es in einem so engen Ländlein stehe, wo freund- und feindliche Armeen
stehen, das können Dieselbe (= Graf zu Fürstenberg) von selbsten
wohl ermessen. Es ist eine Compassion mit den armen Leuten zu haben; sie
werden ärger hin und her gejagt als das wilde Vieh." Im Winterfeldzug
1688/89 führten sich die sächsischen Truppen, die in Südwestdeutschland
die Franzosen zurückdrängten, derart übel auf, daß die Klagen der Betroffenen
nicht abrissen.

Ein Specificum der Kriegführung des 17. Jahrhunderts war die Befestigung
der Grenzen, die Anlage von Festungen — möglichst im Vorland, das heißt
auf dem Territorium des Nachbarn. Louvois hat eine Festungskonzeption
entwickelt, die zugleich der Defensive wie der Offensive diente. Dem Gegner
, der sich an Festungen festrennen sollte, wurde das Land versperrt; von
den Festungen aus konnte umgekehrt der Angriff in das feindliche Territorium
getragen werden. Entsprechend riet Vauban im November 1678 seinem
König, die neue Grenze so gut zu befestigen, „daß sie die Zugänge unseres
Landes dem Feind verschließt, uns dagegen die in sein Land ermöglicht."
Allerdings warnte er davor — und das wiederholt —, zu viele Festungen anzulegen
, um noch genug Truppen für eine mobile Kriegführung zur Verfügung
zu haben. Das Programm der Befestigung der eigenen Grenzen wurde
durch die Entfestigung der Grenzen des Nachbarn ergänzt, das heißt die Festungen
und die Mauern der Städte im „Vorland" waren möglichst zu beseitigen
, um auf diese Weise eine entmilitarisierte Zone zu schaffen, die die
eigenen Truppenbewegungen nicht behinderte.

Unter diesen Voraussetzungen führte Frankreich in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts Krieg. Der erste dieser Kriege, der sogenannte Devolutions-
krieg 1667/68, sollte die Spanischen Niederlande (Belgien) ganz oder teilweise
in französische Hand bringen. Vorwand war ein unterstelltes, aber
höchst fragwürdiges Erbrecht der Tochter Philipps IV. von Spanien, die mit
Ludwig XIV. verheiratet war. Der Krieg endete dank der Intervention Hollands
, das den Puffer zwischen dem eigenen Territorium und dem mächtigen
Frankreich um jeden Preis erhalten wissen wollte, nur mit verhältnismäßig
bescheidenen Territorialgewinnen (Teile Walloniens mit Lille).

239


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0239