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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 243
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ze. Die Belagerung von Wien 1683 stürzte Österreich in eine existenzbedrohende
Krise, wurde aber dann zum Ausgangspunkt für den Niedergang
des Osmanischen Reiches. Der Entschluß Kaiser Leopolds I., nach dem
Sieg vor Wien den Türkenkrieg fortzusetzen, führte zu einem befristeten Arrangement
mit Frankreich: Im sogenannten Regensburger Stillstand vom
15. August 1684 wurden die bis einschließlich 1681 vorgenommenen Reunio-
nen — und das war die Mehrheit — auf zwanzig Jahre anerkannt. Damit war
die französische Vergrößerungspolitik auf einem neuen Höhepunkt angelangt
— bei der notorischen Schwerfälligkeit des Reiches war fast sicher zu
erwarten, daß der Stillstand sich nach Ablauf der Frist in eine Definitivanerkennung
umwandeln würde.

IV. Das Schlüsseljahr 1685

Der Höhepunkt der französischen Machtstellung führte aber rasch zur Peripetie
und zur ,,großen Wende" (Boutant). 1685 wurde zum Schlüsseljahr für
die weitere Entwicklung. Positiv für Frankreich waren dabei folgende
Faktoren:

L In der Pfalz starb die Kurlinie aus; damit ergab sich die Möglichkeit,
Erbansprüche für Ludwigs Schwägerin Elisabeth Charlotte zu stellen. Während
die Pfalz-Neuburger als Nachfolger die Fahrhabe, d.h. Möbel, Gemälde
, Schmuck, Sammlungen und ähnliches, auslieferten — die französischen
Beauftragten veranstalteten eine große Versteigerung in Heidelberg —, wurden
die französischen Ansprüche auf das nicht zu den Kurlanden gehörende
Pfälzer Territorium, vor allem auf Simmern, Lautern und Sponheim, abgelehnt
, ohne daß Ludwig XIV. seine Ansprüche in diesem Augenblick energisch
verfolgt hätte. Immerhin hatte er sie angemeldet und sozusagen
rechtsverbindlich zu Protokoll gegeben.

2. In England kam der offen katholische Jakob II. zur Regierung — dieser
Thronwechsel eröffnete im Zeichen der gemeinsamen Konfession und der
Aufgabe, England zu rekatholisieren, weitgespannte Möglichkeiten einer
Zusammenarbeit unter Führung des „Rex christianissimus".

Diesen Positivfaktoren standen drei Negativfaktoren gegenüber:
1. Die unerwarteten Erfolge des Kaisers im Türkenkrieg; 1686 wurde Ofen
(Budapest) erobert. Der Türkenkrieg stärkte das Prestige des Kaisers im
Reich und band die Reichsstände, die sich mit Truppenkontingenten an der
Bekämpfung der Türken beteiligten, enger an ihn. Leopold I. fühlte sich und
galt als Träger einer Kreuzzugsmission, während sich der französische König
dem Werben von Papst Innocenz XI. für eine Einheitsfront gegen die
Ungläubigen verschlossen hatte. Außerdem gewannen die kaiserlichen Truppen
im Türkenkrieg Erfahrung und Schulung und annullierten damit die bisherige
militärische Überlegenheit der französischen Armeen. Die Erfolge

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