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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 244
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im Südosten bedrohten in den Augen Ludwigs XIV. die eigene Stellung auf
dem Kontinent. Zudem: Je mehr sich die Stellung des Kaisers festigte, desto
weniger war damit zu rechnen, daß er der Umwandlung des Regensburger
Stillstands in einen Definitivfrieden zustimmen werde.

2. Nach Übergriffen in den Spanischen Niederlanden bildete sich gegen weitere
französische Aspirationen 1686 die sogenannte Augsburger Liga (Kaiser
, Spanien, Schweden, Niederlande, Brandenburg, Pfalz, Bayern).
Ludwig XIV. nutzte die scheinbar letzte Gelegenheit, seine überlegene
Machtstellung zur Geltung zu bringen, und verlangte im Dezember 1686 ultimativ
die definitive Anerkennung der Reunionen binnen drei Monaten. Er
nahm aber angesichts der dadurch ausgelösten Empörung im Reich den
wahrscheinlich eher als Versuchsballon initiierten Schritt zurück.

3. Als Negativfaktor erwies sich schließlich die Revokation des Edikts von
Nantes 1685. Damit sollte die religiöse Geschlossenheit Frankreichs hergestellt
werden. Das Land verlor aber nicht nur erfahrene hugenottische Seeleute
und Soldaten (insgesamt fast 20000), die ins Ausland flohen, sondern
entfremdete sich darüber hinaus die evangelischen Staaten, vor allem Parlament
und öffentliche Meinung in England, die ohnehin durch die Thronbesteigung
Jakobs II. konfessionell sensibilisiert worden waren. Zur inneren
Schwächung kam eine wirtschaftliche Depression in Frankreich seit der Mitte
der 80er Jahre.

Die Situation verschlechterte sich in den nächsten Jahren weiter:

1. Die Türken verloren 1688 Belgrad, so daß zu befürchten stand, das Osma-
nische Reich werde mit Habsburg Frieden schließen und der Kaiser sich
dann ganz den Westproblemen des Reiches zuwenden. Das galt es zu verhindern
— notfalls durch einen eigenen Krieg, der die östliche Front entlastete
und dadurch die Türken vom Frieden abhielt.

2. Die Hugenottenverfolgungen und die ungenierte französische Einmischung
in die Nachfolgeregelung für das Kölner Erzbistum ließen die evangelischen
Stände und die rheinischen Kurfürsten ihre Bindungen an
Frankreich aufgeben. Der Streit um die Besetzung des Kölner Kurstuhles
ging zuungunsten Frankreichs aus, das seinen Kandidaten Fürstenberg bei
der Kurie nicht durchbringen konnte. Damit war Frankreich im Reich isoliert
, Leopold I. hatte Ludwig XIV. ausmanövriert.

3. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen in England zwischen katholischem
König und evangelischem Parlament spitzten sich dramatisch zu, so
daß die Hoffnung auf eine Rekatholisierung der Insel und eine politische
Zusammenarbeit unter Führung Frankreichs mehr und mehr illusorisch
wurden.

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