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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 245
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V. Die Ereignisse von 1688/89

Bei diesen Gegebenheiten sah sich Ludwig XIV. in die Defensive gedrängt
und entschloß sich zum Handeln — zum erstenmal nicht, um neue Eroberungen
zu machen, sondern um das Eroberte zu sichern, das hieß konkret,
die Umwandlung der provisorischen Anerkennung der Reunionen in eine
definitive zu erreichen und darüber hinaus die französische Autorität in Europa
zu festigen. Allerdings bestimmten zwei verhängnisvolle Irrtümer die
Lagebeurteilung der französischen Politiker:

1. Die Vernachlässigung des innenpolitischen Konflikts in England und dann
die Hinnahme der Intervention Wilhelms III. von Oranien, anstatt sie durch
einen Angriff auf die Niederlande zu verhindern. Frankreich hoffte allerdings
, daß Oranien, nachdem er sich auf die Intervention eingelassen hatte,
in einen längeren Bürgerkrieg verwickelt und dadurch gehindert würde, die
französische Kontinentalpolitik zu bekämpfen. Der gegen alle Erwartung rasche
Erfolg der ,,Glorious Revolution" Ende 1688 führte England aber endgültig
in das antifranzösische Lager, und das englisch-holländische Konzept
des Gleichgewichts der Kräfte wurde zum entschiedensten Gegenentwurf
gegen das kontinentale Konzept der Hegemonie.

2. Die Annahme, Leopold I. werde den Zweifrontenkrieg scheuen und um
des Türkenkrieges willen im Westen nachgeben. Stattdessen entschied sich
der Kaiser für den Doppelkrieg.

Die Kriegsdeklaration des französischen Königs vom 24. September 1688
stellte als Ziel des Krieges den dauerhaften Frieden hin. Der Kaiser wurde
beschuldigt, er wolle nach dem Sieg im Türkenkrieg über Frankreich herfallen
; dem müsse Frankreich zuvorkommen. Außerdem sollte die französische
Intervention ,,den Lauf der Unbilligkeit und gewalttätigen Usurpationen
des Kurfürsten zu Pfalz" hemmen. Ludwig XIV. erklärte, er werde
alle ,,Plätze und Örter am Rhein und Neckar" angreifen, von denen aus
Frankreich sonst angegriffen werden könnte. Frankreich sei zwar bereit, seine
gerechten Ansprüche an die Pfalz durch eine Geldentschädigung schiedsgerichtlich
abgelten zu lassen, verlangte aber — und das war der eigentliche
Preis — die definitive Anerkennung der Reunionen bis Jahresende und die
Annahme Fürstenbergs als Kölner Erzbischof.

Der Krieg war als Blitzfeldzug konzipiert. Die begrenzten Ziele am Rhein
sollten rasch verwirklicht werden, um durch ein fait accompli den Kaiser
zum Friedensschluß auf der Basis der französischen Bedingungen zu veranlassen
. Auf jeden Fall aber sollten die angestrebten strategischen Positionen
erreicht werden, bevor Truppen aus dem Türkenkrieg am Rhein erschienen.

Frankreich verstand den neuen Krieg als Defensivkrieg zur Sicherung der
Reunionen und zur Aufrichtung eines französischen Protektorats in der Zone

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