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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 246
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vor der deutsch-französischen Grenze. Es praktizierte damit ein sehr simples
, aber letztlich verderbliches Politikmuster: Friedensgewinn durch
Kriegsführung; Sicherung von Vorfeld durch Eroberung neuen Vorfeldes,
das um den Preis der Garantie des bestehenden Vorfeldes zurückgegeben
werden sollte — oder aber bei günstiger Kriegskonjunktur eben auch behauptet
werden konnte. Daß nämlich Frankreich sich nicht unbedingt auf
reine Bewahrung seines gegenwärtigen Besitzstandes festlegte, zeigt die Bemerkung
Ludwigs XIV von Anfang 1688, daß Vergrößern die würdigste Beschäftigung
des Herrschers sei. Es läßt sich daher für den Feldzug von 1688
nicht ohne Abstriche von einer zweiten Phase der securite nach einer ersten
der gloire sprechen, auch wenn die Sicherheitsmomente gegenüber dem
Streben nach Ruhm fraglos Priorität besaßen.

Gegen die Erwartung der französischen Politiker wurde aus dem Rheinfeldzug
der ,,Nine Years War" der englischen Historiographie. Ausschlaggebend
dafür war der Sieg Wilhelms III. in der Glorious Revolution, der es
ihm ermöglichte, im Mai 1689 eine große Koalition gegen Frankreich zu formieren
. Damit weitete sich der Blitzfeldzug zum Weltkrieg aus, und erstmals
war England an einer antifranzösischen Verbindung beteiligt. Auf
einen solchen Krieg war Frankreich weder militärisch noch materiell vorbereitet
.

Zunächst freilich schienen die französischen Berechnungen aufzugehen.
1688 gab es faktisch nur einen Kriegführenden: Frankreich. Die kaiserlichen
und die meisten Kreistruppen standen in Ungarn, die südwestdeutschen
Staaten waren ebensowenig wie die niederrheinischen auf den Krieg vorbereitet
, zumal sie in den letzten Jahren aus Furcht, Frankreich zu provozieren,
jede Rüstungsanstrengung vermieden hatten. Die Pfalz etwa verfügte nur
über ca. 3000 Soldaten, über die Vauban spottete: ,,Je n'ai jamais vu gens
si braves tant qu'on ne leur tire pas que ces troupes Palatines." Binnen Monatsfrist
war das ganze linksrheinsiche Gebiet erobert (außer Wesel, Düsseldorf
, Köln, Koblenz, Rheinfels), darüber hinaus die rechtsrheinische Pfalz
(mit den Festungen Heidelberg, Mannheim und Frankenthal) und der Oberrheingraben
(Baden, Ortenau und Breisgau). Offenburg, das einen Sperriegel
vor dem Schwarzwald bildete und über umfangreiche und starke
Befestigungsanlagen verfügte, kapitulierte ohne Gegenwehr Anfang Oktober
1688. In der Vereinbarung mit dem französischen Befehlshaber wurde der
Stadt die Wahrung aller Rechte und Privilegien zugesichert; sie sollte mit
Zahlungen nicht allzusehr belastet werden, und beim Abzug der Truppen
durfte nichts weggeführt werden. Gleichwohl mußte Offenburg die Erfahrung
aller Städte, die sich den Franzosen geöffnet hatten, machen: die Kapitulation
galt nur soviel, wie sie der Befehlshaber respektierte; das hieß im
Ernstfall nichts. Schon gleich nach dem Einzug hatte der Marquis Dangeau
in seinem Tagebuch vermerkt: ,,Man wird dort (sc. Offenburg) die Befesti-

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