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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 248
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kleiner Schritt und ein gleitender Übergang war. Die Flächenzerstörungen
entwickelten sich zwanglos, ja geradezu folgerichtig aus dem Ursprungskonzept
der Entfestigung als strategisch-prophylaktische Maßnahme.

Ganz unterschiedliche Motivationen sprachen für eine Flächenzerstörung:
Die terroristische Zerstörung ging auf Einschüchterung aus oder sollte das
betroffene Land dazu bringen, auf die französische Seite überzuwechseln;
die wirtschaftliche Zerstörung sollte über die eigene Bereicherung hinaus
dem Gegner die Subsistenzmittel entziehen und war, wo sie global Wälder,
Gärten und Weinberge erfaßte, auf Dauerschädigung und damit Dauerschwächung
angelegt. Die militärisch-strategische Zerstörung sollte der Gla-
cisbildung dienen, d. h. eine Art militärisches Niemandsland mit freiem
Schußfeld schaffen.

Entfestigung, verbunden mit Zerstörung der Stadt, wurde von Louvois schon
Anfang Oktober 1688 für das strategisch wichtige Mannheim angeordnet;
General Duras sollte nicht versäumen, ,,pour la reduire, si la chose est faisa-
ble, ou de moins pour la brüler absolument, si cela est possible." Die erste
planmäßig angezündete Stadt war Pforzheim (21. Januar 1689), ab Ende Januar
1689 verwirklichten die französischen Truppen den Pariser Befehl ,,de
brüler le Palatinat". Von Heidelberg aus wurde das Gebiet zwischen Odenwald
und Rhein links und rechts des Neckars binnen weniger Wochen systematisch
verwüstet in einer Perfektion, wie sie vorher und nachher nicht
mehr erreicht worden ist.

Für Heidelberg selbst hatte Ludwig XIV. die Sprengung der Befestigungsanlagen
des Schlosses bei Erhaltung der Paläste angeordnet, durch das Entgegenkommen
ihres Befehlshabers, des Marquis de Tesse, entging die Stadt
am 2. März der völligen Zerstörung, der vor allem die repräsentativen Gebäude
zum Opfer fielen — von 432 Gebäuden verbrannten nur 34. In die
Stadtmauer wurden große Breschen gelegt, die Brücke und ein Teil der
Schloßbefestigungen gesprengt. Dagegen wurde Mannheim völlig dem Erdboden
gleichgemacht, die Mauern der zerstörten Häuser wurden demoliert,
die Keller aufgefüllt und die Brunnen zugeschüttet. Den vertriebenen Einwohnern
war bei Todesstrafe verboten, zurückzukehren. Die französische
Besatzung in der Festung Philippsburg überwachte das Verbot. Den Einwohnern
wurde, wie dies auch sonst bei den zerstörten Städten der Fall war, nahegelegt
, sich im Elsaß (die Lutheraner) oder in Lothringen (die Katholiken)
niederzulassen. Unter den Zerstörungen jener Wochen und Monate stechen
die der gutbefestigten Städte Worms und Speyer hervor. Beide Städte wurden
systematisch vernichtet, nachdem zuvor die Mauern und Befestigungswerke
beseitigt worden waren. Tiefen Eindruck machte in der zeitgenössischen patriotischen
Publizistik die Plünderung der Kaisergräber im Speyerer Dom.

Vom linksrheinischen Gebiet aus, in das sich die französischen Truppen zurückgezogen
hatten, unternahmen sie, während die Reichstruppen Mainz

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