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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 249
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und Bonn belagerten, im Sommer 1689 Vorstöße in rechtsrheinische Territorien
, um das im Raum Heidelberg — Mannheim — Speyer begonnene
Plünderungs- und Zerstörungswerk im Kraichgau fortzusetzen. Von Bruchsal
und Bretten aus marschierten die Franzosen rheinabwärts, plünderten
und verbrannten Pforzheim, Durlach, Ettlingen, Bühl, Rastatt und Oberkirch
mit zahlreichen Dörfern.

Offenburg hatte die Schäden an seinen Befestigungswerken mit Hilfe seiner
kaiserlichen Besatzung repariert; diese zog aber ab, ,,ehe sich noch der
Feindt auch von fernen genähert", wie Offenburg, Gengenbach und Zell Kaiser
Leopold I. in einem gemeinsamen Schreiben am 28. September 1689
klagend wissen ließen. Die Franzosen besetzten im August 1689 die Stadt
erneut, plünderten vier Wochen lang und schafften alles irgend Wertvolle,
einschließlich der Kirchenglocken, nach Straßburg. Fünftausend Bauern aus
der Umgebung mußten die Befestigungsanlagen einreißen, weitere zwei- bis
dreitausend bei der Unterminierung der Häuser helfen. Trotz fußfälligen Bittens
der geistlichen und weltlichen Obrigkeit wurden die Einwohner aus der
Stadt gejagt und diese am 9. September durch Brand völlig zerstört — wie
anderwärts (so in Heidelberg) schonten die Franzosen allein das Kapuzinerkloster
, da Ludwig XIV. zu diesem Orden besonders gute Beziehungen unterhielt
. Offenburg war, so unterrichteten Bürgermeister und Rat Kaiser und
Reichstag, ,,totaliter ruiniert und in Aschen gelegt, daß nit ein einziges Ge-
bäu zum Trost der armen Bürger und alliglicher Angehöriger aufrecht
geblieben, daß es der Hierosolimitanischen Zerstörung wohl gleich geschienen
." In einer 1697 durch den Druck verbreiteten ,,Specification des Schadens
...", bestimmt für die Friedensverhandlungen, nannte die Stadt die Summe
von 1,16 Millionen Gulden (genau: 1.162.291), wovon allein 600.000 fl.
auf die Befestigungsanlagen entfielen. 33.000 auf ,,das schöne und kostbare
Rathaus und Kanzlei", 25.000 auf die „überaus schöne und große Pfarrkirche
" sowie 20.000 fl. auf das St. Andreashospital. Gengenbach und Zell, die
ihre von den Franzosen Anfang des Jahres durchlöcherten Stadtmauern wie
Offenburg geflickt hatten, erhielten Befehl, die Befestigungen gänzlich abzubrechen
. Als sie sich im Vertrauen auf bayerischen Zuzug weigerten, stürmten
die Franzosen Gengenbach und verbrannten die Stadt fast zur Gänze.
Zell blieb verschont. Noch Mitte Oktober lebten die Offenburger Bürger
zerstreut in den Tälern, und nur wenige Arme hausten in den Kellern der
zerstörten Häuser. Im Ratsprotokoll vom 12. Oktober 1689, also fünf Wochen
nach der Zerstörung, wird festgestellt, es gäbe noch kein Anzeichen für
einen Wiederaufbau, zumal ,,die Franzosen dieserorths den Meister annoch
spielen"; die Bürger zögen „der Unsicherheit halber an andere Orte, um
sich dorten einzulassen".

Parallel zu diesem Zerstörungszug rechts des Rheins verwüsteten französische
Truppen unter Melac seit September 1689 planmäßig die linksrheini-

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