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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 251
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Zu der humanen Gesinnung der Generale kam die Sorge um die Disziplin
der Truppen, die sich bei den Ausschreitungen beträchtlich lockerte, und die
Bedenken vor dem Widerstandsgeist der Bevölkerung; die sogenannten
Schnapphähne, eine Art frühneuzeitlicher Partisanen, freilich gemischt mit
vagierenden Freibeutern, brachten den Franzosen gelegentlich durchaus
Verluste bei, provozierten dadurch aber nur weitere Ausschreitungen.

VI. Der weitere Verlauf des Krieges

Mit 1689 waren zwar die ärgsten Kriegsschrecken vorüber, aber auch in den
folgenden Jahren stießen französische Truppen jährlich über den Rhein vor,
freilich mehr in demonstrativer Absicht und um die Soldaten aus dem gegnerischen
Lande verpflegen zu lassen als mit ernsthaften Kriegszielen. Während
1690 der Niederrhein und das Hochstift Köln Ziel solcher
Unternehmungen waren, wurde 1692/93 noch einmal Südwestdeutschland
stärker heimgesucht. Dabei sind weitere Orte zerstört und das Land zwischen
Rhein und mittlerem Neckar erstmals oder erneut verwüstet worden.
Im Mai 1693 fiel Heidelberg wieder in französische Hand. Schon bei der
Erstürmung der Stadt brannten die meisten Häuser nieder; systematisch
wurden in den folgenden Monaten (bis September) das Schloß und die Stadtbefestigungen
zerstört sowie die Gräber der Kurfürsten in der Heiliggeistkirche
geplündert. Ludwig XIV. hatte ursprünglich die Entfestigung bei
Schonung der Häuser befohlen; dennoch ließ er nach der Totalzerstörung eine
Gedenkmünze schlagen, die auf dem Avers sein Porträt mit der Umschrift
,,Ludovicus Magnus Rex christianissimus" zeigte, auf der Rückseite die
Aufschrift „Heidelberg deleta", dazu eine klagende Stadtgöttin, die sich auf
einen geborstenen Wappenschild mit dem Löwen von Heidelberg stützt, zu
ihren Füßen die abgelegte Mauerkrone sowie der trauernde Flußgott
Neckar; im Hintergrund erscheint die zerstörte Stadt. Heidelberg blieb im
wesentlichen bis zum Frieden 1697 ein Trümmerhaufen, da die Franzosen
von Philippsburg aus den Wiederaufbau verboten. Seit 1694 verwehrte
Markgraf Ludwig Wilhelm, der sogenannte Türkenlouis, mit wenigen
Reichstruppen den Franzosen den erneuten Zugang zum Oberrheingebiet.

Im Frieden von Rijswijk 1697 mußte Frankreich seine weitgespannten Ziele
aufgeben und auf alle Reunionen außerhalb des Elsaß verzichten. Es gewann
also territorial nichts hinzu; auch sein Kandidat für die Kölner Kurwürde
mußte resignieren. Das seit 1648 bestehende Befestigungsverbot für das
rechte Rheinufer wurde aufgehoben, Philippsburg, Kehl und Freiburg fielen
an das Reich bzw. an den Kaiser zurück; auch Lothringen wurde von Frankreich
geräumt. Entschädigungszahlungen, wie sie die betroffenen Reichsstände
verlangten, lehnte Frankreich freilich ab. Der Streit über das Pfälzer
Erbe sollte durch Schiedsgericht beigelegt werden — durch päpstliche Ver-

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