Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 273
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Graeci" und ,,Auetores Latini" deutlich von den Zahlen des aktuellen Verzeichnisses
ab.

Im Gegensatz zu Jacobs, der den Verkauf befürwortete, sprach sich sein
Nachfolger Rest entschieden für den Erhalt alter Gymnasialbibliotheken
aus, die er ,,als Quelle für die Erforschung des geistigen und kulturellen Lebens
der Vergangenheit unserer Heimat" betrachtete.11 Beide Positionen
sind problematisch. Die erste zieht nur den Wert des einzelnen Buches und
nicht den eines historisch gewachsenen Bestandes in Betracht, während die
zweite in der Regel ungenügende Konservierung und Erschließung der an ihrem
historischen Ort verbleibenden Bibliotheken mit sich bringt.

Ein weiterer Versuch, die Bibliothek aufzulösen, ging in der Zeit des Nationalsozialismus
vom Ministerium des Kultus und Unterricht aus, das die Direktoren
der badischen Gymnasien aufforderte, Altbestände zu melden und
auszuführen, ob die Schule die „Pflege und Durchforschung" ihres historischen
Buchbestandes aus eigenen Mitteln gewährleisten könne. Die Absicht
war, die wertvollen Bücher aus den Gymnasialbibliotheken in den Bestand
der Staatsbibliotheken, d. h. der Landesbibliothek und der Universitätsbibliotheken
, zu integrieren. Rest sprach sich gegen diesen Plan aus und
schlug dem Ministerium vor, die betreffenden Bibliotheken als Ganze den
Universitätsbibliotheken zu übergeben, wo sie gesondert aufzustellen wären.

Während die meisten badischen Gymnasialdirektoren ihre Bereitschaft, die
Altbestände abzugeben, zum Ausdruck brachten, erstattete Albert Hiß, der
damalige Offenburger Schulleiter, Fehlanzeige, d. h. er leugnete die Existenz
der alten Gymnasialbibliothek. Seine Geheimhaltungsstrategie scheiterte
jedoch, weil Rest, der aufgrund der Vorgänge von 1926/27 über die
Bibliothek informiert war und ihre Übergabe an die Freiburger Universitätsbibliothek
forderte, die Landesbibliothek, die mit der Ausführung des ministeriellen
Erlasses betraut war, auf sie aufmerksam machte. Hiß mußte nun
wahrheitsgemäß mitteilen, daß nach Eintritt des Kriegszustands ein Teil der
alten Bücher in Kisten verpackt und im Verbandsraum des Luftschutzkellers
untergebracht wurde.

Mit großer Wahrscheinlichkeit haben sie dort auch den Krieg überstanden,
während das Gymnasium selbst zerstört wurde. Eine Abgabe an die Staatsbibliotheken
erfolgte nicht, weil der Erlaß vom Januar 1940 bereits im Mai
1940 aufgehoben wurde. Begründet wurde diese Entscheidung mit der Einschränkung
des Güterverkehrs, der erhöhten Gefährdung der Bestände durch
Zentralisierung, der bevorstehenden Verreichlichung des Hochschulwesens
und mit Raummangel.12

Die Bibliothek, die dem Gymnasium bis heute erhalten blieb und deren historische
Bedeutung aufgrund des Besitzes „Hunderter von Drucken der
Humanistenzeit aus den Offenburger Klöstern mit Provenienzvermerken al-

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