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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 291
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Zwei Monate später schlössen der Kaiser und das Reich mit Frankreich Frieden
. In der Ortenau herrschte nun achtzig Jahre weitgehend Frieden.

Erst 1734 bricht in Weingarten die französische Armee wieder ein. Die Tag-
löhner des Michael Stürzel und Hans Schweizer müssen die Schäden an der
Kirche reparieren. Der Kirchschaffner Vogt Gottwald bezahlt sie für das Beibringen
von „Mauer- und Quatterstein auch thür und fenster gesteller".35

Für die Weingartener Bevölkerung bedeutete die Zeit zwischen 1714 und
1789 eine Phase des Wiederaufbaus, aber auch des gesellschaftlichen Umbruchs
.

Denn nach der langen Kriegszeit und der wirtschaftlichen Depression begann
eine Phase des Neuaufbaus der sozial und wirtschaftlich total zerrütteten
Herrschaften. Dies bedeutete eine durchgreifende Einsicht in die
finanzielle Leistungsfähigkeit der Untertanen, ein technischer Apparat wurde
notwendig.

Hartmut Zückert schreibt hierzu:

,,Es ist kein Zufall, daß fast schlagartig in allen adligen Herrschaften
unseres Raums um 1680 die Amtsbuchserien der Amts- und Strafprotokolle
, der Amts- und Heiligenrechnungen, der Urbare und Zinsregister
einsetzen und sich ständig verfeinern."36

Die Barockkultur, die sich in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert unter italienischem
und französischem Einfluß zu entfalten begann, führte auch in
Südwestdeutschland zu einer regen Bautätigkeit, deren Ergebnisse heute
noch überall zu betrachten sind. Auch die Erweiterung der Weingartener
Kirche fällt in diese Zeit. Nicht nur Landesfürsten und geistliche und adelige
Territorialherren strebten nach einer luxuriösen barocken Repräsentation.
Nach den Kriegszerstörungen und durch die wieder ansteigende Bevölkerungszahl
begann man in der Ortenau an allen Ecken und Enden zu bauen.
Die Zahl der Haushalte im Zeller Stab wuchs zwischen 1724 und 1769 um
ca. 30%.37

In diese Zeit fiel auch die Blütezeit der Wallfahrtskirche Weingarten.

Unter diesen Umständen drängt sich die Frage auf, wie denn der Kirchenbau
überhaupt finanziert wurde.

, ,Woher kam das Geld her? Doch wohl von niemand anderem als den
Untertanen dieser Herrschaften. Es fragt sich, ob der Barockbau nicht
Folgen für die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung haben mußte.
Wurden die Baukosten ohne eine erhebliche Zusatzbelastung der Bauern
über die Erhöhung von Abgaben, Steuern und Dienste überhaupt
möglich? Wenn nicht, konnte eine solche Extrabelastung verkraftet
werden, und wurde sie bereitwillig und widerspruchslos getragen?"38

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