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Auszug eines Testaments des Offenburger
Rats Jacob Albers und seiner
Ehefrau Ursula Messerschmidt
von 1719
Aufnahme: Stadtarchiv Offenburg
Aus den Kirchenrechnungen geht hervor, daß der Kapitalstock der Kirche
sich im Zeitraum von 1711-1771 verdoppelte und zwar von 2131 Gulden auf
4268 Gulden.39 Die jährlichen Zinszahlungen der Schuldner stiegen im
gleichen Zeitraum um ca. 34 %. Der Betrag von 2068 Gulden, der z. B. zwischen
1730 und 1734 in den Kirchenbau gesteckt wurde, mußte demnach aus
anderen Mitteln aufgebracht werden.
Betrachten wir den Rechnungsposten ,,Opferstock", so läßt sich seit dem Beginn
des Rechnungswerks im Jahr 1681 der Zustrom von Wallfahrern an den
Einnahmen ablesen.40 Der Opferstock wurde vom Heiligenpfleger geleert,
das Opfergeld genau quittiert. Die Höhe der Beträge läßt nicht nur Rückschlüsse
auf die Wallfahrtstätigkeit, sondern auch auf die wirtschaftliche Lage
und allgemeine Lebenssituation zu.
In anderen Regionen fand im 18. Jahrhundert ein Anstieg von Kircheneinnahmen
sowie Spenden- und Opferaufkommen statt, da die bäuerliche Bevölkerung
jetzt in der Lage war, einen gewissen Uberschuß als Spende zu
verausgaben.41 Die Zunahme der Wallfahrtstätigkeit spiegelt zum anderen
den seit Ende des Dreißigjährigen Kriegs anhaltenden Aufschwung einer
sich entfaltenden Frömmigkeitskultur wider, der z. B. in Franken ihren Höhepunkt
zwischen 1720 und 1740 hatte.
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