Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 299
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Dies ist um so verwunderlicher, da Pfarrektor Gäßler erst 1835 nach Weingarten
versetzt wurde. Eine systematische Auswertung der Unterlagen zur
Volksbibliothek kann vielleicht eine Antwort bringen. Erwartet werden aber
auch einige neue Erkenntnisse hinsichtlich des Leseverhaltens auf dem
Land.62

5. Pfarrverkündbücher, Predigten und Reden

Eine wichtige sozial- und kulturgeschichtliche Quelle des 19. und 20. Jahrhunderts
stellen zweifelsohne Pfarrverkündbücher dar. Da der Pfarrer kraft
seines Amtes in seiner ihm anvertrauten Gemeinde für die Verehrung Gottes
im Sinne der christlichen Glaubenslehre seit der Gegenreformation nicht nur
im Auftrag der Kirche, sondern auch auf staatliches Geheiß handelte, nahm
er in der Pfarrgemeinde vielfältige Aufgaben wahr:63

1. Zelebration der Liturgie

2. Spendung der als , ,Gnadenmittel" wirksamen Sakramente und Sakramentalien
3. Religiöse und sittliche Unterweisung der Gläubigen durch Predigt und
katechetischen Unterricht

4. Trost und geistlichen Zuspruch für Kranke und Bedürftige

5. Verwaltung des Kirchenvermögens

6. Kontrolle der Bewohner seines Pfarrbezirks hinsichtlich der Beachtung
und Erfüllung ihrer religiösen Pflichten.

Das kirchlich-religiöse Leben war neben der spirituellen Seite auch mit einer
materiellen Seite verbunden, da die geistliche Verrichtung auch mit dem
Umgang mit Geld und Gütern verknüpft war. Es fand demnach zwischen
Pfarrer und Gemeinde eine doppelte Begegnung statt: ,,eine spirituelle und
eine materielle", zwischen beiden bestand eine innere Korrespondenz.

Der kritische Punkt in den Beziehungen zwischen Kirche und Dorf lag nicht
in der Tatsache,

„daß der Klerus mit irdischen Gütern hantierte und kirchliche Betreuung
mit materiellen Leistungen zu tun hatte, sondern wie die Kirche
mit diesen Gütern verfuhr, welche Rolle sie in der Vermittlung zwischen
Diesseits und Jenseits spielte."64

Wurde z. B. die materielle Seite aus irgendeinem Grund zu Ungunsten der
Gemeinde verändert, zeigte sich Unbehagen und Widerstand.

Dies trifft sicherlich auch für die Pfarrgemeinde Weingarten zu. Konflikte
zwischen Kirche und Bevölkerung tauchten insbesondere in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, z. B. die Klage mehrerer Gläubigen über
zu hohe kirchliche Gebühren im Jahr 1777. So wurden

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