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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 309
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Verantwortungen und Pflichten zugeschrieben, denen gegenüber er auch
sich selbst schuldig sein sollte.

Erziehung zur Ordnung, Sauberkeit und Arbeit gehörte ebenso zum bürgerlichen
Tugendkatalog, wie das Verbot traditioneller Volksbelustigungen und
Feiern.

Auch die Verbannung von Schmutz, Dreck und übelriechenden Dingen aus
den Straßen der Innenstadt muß vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Wir machen nun einen Sprung in die 1880er Jahre und befinden uns im Kaiserreich
, einer Zeit gewaltiger Industrialisierung. Sie verursachte einen
rasanten Urbanisierungsprozeß mit enormen sozialen Kosten. Industrieanlagen
schössen wie Pilze aus dem Boden, neue Arbeitersiedlungen und -Vororte
entstanden. Die Infrastruktur der Städte war dem Bevölkerungszuzug
nicht gewachsen. Die Arbeiterbevölkerung mußte katastrophale Arbeitsbedingungen
ertragen. Die Arbeiterbewegung forderte daher nicht nur höhere
Löhne und politische Partizipation, sondern auch eine Verbesserung der miserablen
Arbeits- und Wohnbedingungen.

Beschwerden gegen die Stadtbehörden über unzumutbare hygienische Verhältnisse
kamen deshalb vorwiegend aus der Offenburger Vorstadt.

Arbeitsumwelt

Ein Großteil der städtischen Bevölkerung verstand unter „Umwelt" zunächst
einmal „Arbeitswelt". Denn die durchschnittliche Arbeitszeit in den Offenburger
Fabriken betrug 1890 11 Stunden. Bei Schell und Vitalli mußte ein
Arbeiter von 7 Uhr — 12 Uhr und von 13 Uhr — 19 Uhr arbeiten.

Arbeitsordnung Firma Kratzer

Die Spinn- und Weberei beschäftigte auch 12 — 14jährige Kinder. 1879 gibt
ein Mädchen in einem ärztlichen Bericht zu Protokoll:
„Die Nachtarbeit beginnt abends um 7 und endet morgens um 6 Uhr."2
Um die Jahrhundertwende mußte unter extremen Arbeitsbedingungen gearbeitet
werden:

„Es ist eine nicht zu bestreitende Thatsache, daß die Verköstigung einer
großen Anzahl Arbeiter namentlich Fabrikarbeiter in gesundheitlicher
Hinsicht Vieles zu wünschen übrig läßt. Die Speisen für das
Mittagsmahl werden meistens von auswärts herein getragen und bestehen
zumeist aus Gemüsen. Die Arbeiter genießen dieselben im Freien,
im Winter zu weilen in Scheunen und Stallungen, um das Gefrieren
der Speisen zu verhüten."3

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