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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 311
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Offenburgs Bevölkerungszahl verdoppelte sich zwischen 1890 (7576) und
1900 (13644).5 Im Jahr 1905 wuchs die Zahl der Offenburger auf 15435
Personen an.

Industrialisierung und Bevölkerungszuwachs verschärften die Wohn- und
Lebenssituation in den Vorstädten. Man sprach vom „Abwasser- und Müllnotstand
".

Abwassernotstand

Das vielleicht bedeutendste Großprojekt des vorigen Jahrhunderts war neben
dem Eisenbahnbau die Schaffung einer Kanalisation. Bis dahin entleerte die
Bevölkerung Abwässer und Fäkalien entweder unmittelbar in die Gewässer,
oder die Abwässer flössen direkt durch offene Rinnsteine über die Straße.
Fäkalien kamen in eine Grube. Ungepflasterte städtische Wege verwandelten
sich in einen stinkenden Morast, in dem oftmals Schweine herumwühlten.
Brunnen lagen oft neben Abortgruben, Trinkwasser wurde auch aus verschmutzten
Bächen entnommen. Die Seuchengefahr war groß.
Die Fäkalienfrage beschäftigte bereits 1884 den Offenburger Stadtrat.6

1894 traten erstmals Offenburger Bürger und Bürgerinnen an die Stadtverwaltung
mit Klagen über Abwässer, Verschmutzung und schlechte Straßenverhältnisse
heran. Es waren vor allem Bewohner der Kinzigvorstadt.

Starke Ausdünstungen entstanden auf der Kronenwiese. Drei Kanalisationsrohre
endeten hier.

1894 beschließt der Gemeinderat die Herstellung eines Rohrkanals von der
Hauptstraße bis zum Mühlbach. 1897 baute die Stadt die Kanalisation eines
Teils der Kinzigvorstadt aus. Nun floß das ungeklärte Abwasser direkt in den
Mühlbach und von dort in die Kinzig.

1899 beschwert sich ein Anwohner:

„Die sämtlichen Abwasser aus dem Schreinermeister Lehmannschen
Wohnhaus, als Spül- und Waschwasser von 6 Wohnungen gehen in offenen
Rinnen durch das Lohmühlgäßchen und verpesten durch ihren
ekelerregenden Geruch die Umgebung."

Ein anderer klagt:

,,(. . .) nicht einmal das Nothdürftigste ist hier bezüglich Wasserableitung
gemacht (. . .), so daß bei starkem Schlagregen die Straße quer
hindurch tief aufgerissen und ausgewaschen ist."

1895 genehmigte die Stadt die Errichtung des ersten Wasserklosetts, ein Luxusgegenstand
in jener Zeit. Wohlhabendere Offenburger tätigten eine solche
Anschaffung.7 Doch mit dem Wasserklosett allein war das Abwasserproblem
nicht beseitigt. Denn auch diese Abwässer fing keine Kanalisation auf.

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