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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 326
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0326
ihre Ehre und Bauernfähigkeit verloren haben".36 Diese Verfahren wurden
offenbar von den Ernährungsämtern eingeleitet:

„Dieses Vorgehen der Ernährungsämter ist absolut berechtigt und gegen alle diejenigen unumgänglich
und im Interesse der Volksgemeinschaft notwendig, die heute noch glauben, ihren
eigenen persönlichen Vorteil den Kriegsnotwendigkeiten entgegensetzen zu dürfen. Es ist
im Interesse der Ehre unseres Landvolkes zu wünschen, daß es von sich aus seine Reihen
von solchen und ähnlichen Standesgenossen säubert und den nötigen Abstand zu ihnen gewinnt
. Das übrige vollzieht dann die Staatsgewalt."37

Die Strafen scheinen im Lauf des Krieges immer mehr verschärft worden
zu sein, auch leichtere Straftaten wurden zu Kriegswirtschaftsvergehen aufgewertet
.38 In einem Fall wurde eine vorbestrafte Frau, die sieben Fahrräder
und einige nicht näher genannte Gegenstände gestohlen hatte, mit fünf
Jahren Zuchthaus und Ehrverlust bestraft.39

Wie weit solche illegalen Praktiken verbreitet waren, läßt sich den Zeitungen
natürlich nicht entnehmen. Möglicherweise wurden solche Artikel auch gezielt
zur Abschreckung veröffentlicht, so daß man aus ihrem Vorhandensein
nicht direkt auf eine Ausbreitung der betreffenden Vergehen schließen kann.

Die Verlagerung der Kriegsfinanzierung von den Krediten auf die
Notenpresse40 verstärkte die Diskrepanz zwischen Warenangebot und umlaufenden
Zahlungsmitteln und hatten einen Zusammenbruch des inländischen
Markts zur Folge — die Reichsmark trat ihre Rolle als Zahlungsmittel
an die Zigarette ab. Schwarzhandel und Warenhortung ließen eine Schattenökonomie
entstehen, die sich auch in den Zeitungen niederschlug.

Das offenbar besser versorgte Elsaß diente als Supermarkt für Waren, die
dann ,,im Altreich zu Überpreisen abgesetzt"41 wurden. Gegen solche Personen
führten die „zuständigen Polizeiorgane", also die Gestapo, verstärkt
Razzien durch, die Festgenommenen wurden in Konzentrationslager eingeliefert
:

„Die polizeilichen Razzien zur Festnahme derartiger Volksschädlinge werden künftig in verstärktem
Umfang durchgeführt. Jeder, der glaubt, daß er trotz Ermahnungen mit der Reichsbahn
Hamsterfahrten aus dem Altreich nach dem Elsaß durchführen könne, muß bei seiner
Festnahme damit rechnen, daß sein unsauberes Verhalten gegen die Volksgemeinschaft in Zukunft
entsprechend unterbunden wird."42

Der Übergang zur Zigarettenwährung veranlaßte den „Führer" im Sommer
1944 zu einem längeren Kommentar, in dem zunächst auf den Sinn der Verbrauchsregelung
hingewiesen wurde, nämlich die „regelmäßige Versorgung
des Volkes nach Maßgabe des Erzeugungsvolumens."43 Diese sei bisher so
gut organisiert gewesen, daß das Anlegen von Vorräten nicht erforderlich
sei:

„Hamsterei wurde bei Kriegsbeginn sogleich als Vergehen gegen die Einheitlichkeit und Gerechtigkeit
der Versorgung gekennzeichnet, und der reibungslose Verlauf der Nahrungsmittel-

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