Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 349
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0349
Politische Ziele

Büß ist von seinem politischen Standort her oft als Konservativer bezeichnet
worden. Dies ist zwar nach meiner Meinung nicht falsch. Dennoch erfaßt
man ihn besser, wenn man zur Kenntnis nimmt, daß er ein sehr überzeugter
„Katholik" war. Dies ist freilich ein religiös-konfessioneller und kein politischer
Begriff. Aber bei Büß stellt die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche
doch das politische Hauptmotiv dar, wie ich im folgenden zu belegen suche.

Die politischen Gegner haben die katholischen Politiker im 19. Jahrhundert
gerne als „Ultramontane" beschimpft5. Man unterstellte ihnen, keine eigene
Meinung zu haben, sondern sich am Willen der römischen Kirchenleitung
„jenseits der Alpen" Orientierung zu holen. Büß hat den Begriff des
Ultramontanismus nie zurückgewiesen. Er bekannte sich sogar zu ihm, obwohl
er die deutsche Politik nie mit dem Papst erörtert hat. Aber Büß stand
umso mehr zur katholischen Einrichtung des Papsttums, als sich das
national-staatliche Bewußtsein an dieser internationalen Instanz rieb. Das
Papsttum war im 19. Jahrhundert auch unter Katholiken nicht unumstritten,
wie die Entstehung der Altkatholischen Kirche nach der Definition der
päpstlichen Unfehlbarkeit 1870 zeigt. Weniger bekannt sind die „Deutschkatholiken
"6, die etwa zwei Jahrzehnte früher auf den Plan traten. Sie lösten
sich von Rom und vertraten eine nationale Kirchenorganisation.
Außerdem suchten sie eine starke Annäherung an den Protestantismus. Ihr
Gründer war ein katholischer Priester namens Johannes Ronge aus Schlesien
. Er nahm Anstoß an der Reliquienfrömmigkeit, die bekanntlich schon
Luther abgelehnt hat. Als in Trier der „Heilige Rock", nach katholischer
Überlieferung das Gewand Jesu, im Jubiläumsjahr 1844 besonders verehrt
wurde, geißelte Ronge dies als Rückfall in den Aberglauben des Mittelalters.

Den Deutschkatholiken brachten liberal und national gesinnte Zeitgenossen
große Sympathien entgegen. Zu den Verfechtern ihrer Gleichberechtigung
gegenüber den Katholiken und Protestanten gehörte z.B. auch Friedrich
Hecker7. Als bei einem Fastnachtsumzug im überwiegend protestantischen
Pforzheim der Papst als kleiner Hund dargestellt wurde, empörte sich Büß.
Der Hund hatte ein Mäntelchen angelegt bekommen mit der Aufschrift
„Heiliger Rock"8. Büß verfaßte 1846 eine Kampfschrift gegen das „Ron-
gethum" und sprach sich in der Zweiten Badischen Kammer entschieden gegen
die konfessionelle Gleichbehandlung der Deutschkatholiken aus, wie sie
von den Liberalen gefordert, vom Großherzog jedoch von Anfang an abgelehnt
wurde.

Noch deutlicher tritt das katholische Engagement von Büß in seinem Eintreten
für den katholischen Charakter der Universität Freiburg hervor. Es war
zwar richtig, daß diese Universität vom katholischen Haus Habsburg gegründet
und vom Papst mit dem frommen Wunsch der Entfaltung katholi-

349


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0349