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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 350
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sehen Glaubens9 bestätigt und ähnlich den Pfarreien mit einer Pfründe zur
Unterstützung bedürftiger Studenten ausgestattet worden war, aber die Zeit
war weitergeschritten. So hatte man bereits einige Protestanten auf Lehrstühle
berufen, und aus dem Stiftungsvermögen wurden auch evangelische Studenten
unterstützt.

Wenn es nach Büß gegangen wäre, so hätten fernerhin keine Protestanten
mehr Professuren oder Stipendien erhalten dürfen10. Im ganzen führte er einen
aussichtslosen Kampf, aber in einem Fall hat er es durchgesetzt, daß ein
bereits von den Professoren mehrheitlich gewählter ev. Universitätsleiter
(„Kurator") von der Regierung nicht akzeptiert wurde und nach erneuter
Wahl ein Katholik das Amt erhielt". Aber zu mehr Zugeständnissen konnte
er die von Haus aus protestantische großherzogliche Regierung, die die Universität
im übrigen mit erheblichen Mitteln ausstatten mußte, nicht bewegen12
.

Bis zuletzt trat Büß auch für die Konfessionsschule ein. Hierbei muß man
sich klar machen, daß die Schulbildung für alle, wie sie seit der Epoche der
Aufklärung gefordert worden war, zunächst mit Hilfe der Kirche, die über
die größte Schulerfahrung verfügte, auf den Weg kam. Die ersten Leiter der
Volksschulen waren Pfarrer, katholische oder evangelische, je nachdem welcher
Konfession die Bevölkerung angehörte. Im Zuge der Industrialisierung
und der damit verbundenen Wanderung der Arbeiter vermischten sich die
Konfessionen. In Baden wurde 1864 die kirchliche Schulaufsicht der Schuldekane
durch die der staatlichen Schulräte ersetzt. In der Folge wurden die
Konfessionsschulen in Simultanschulen umgewandelt, in denen Schüler und
Lehrer beiden Konfessionen angehören konnten.

Im 19. Jahrhundert lassen sich zwei gegensätzliche Einstellungen zum Thema
Konfessionalität beobachten. Die einen kommen vom Geist der Aufklärung
her, der eine alle Menschen verbindende Vernunftreligion für möglich
hält und alle konfessionellen Eigenheiten verwirft. Die anderen sind von der
Romantik inspiriert, die alles geschichtlich Gewachsene für lebenskräftiger
hält als das klug Erdachte. Man könne Religion nicht logisch konstruieren,
sondern müsse sich für ein geschichtlich vermitteltes Bekenntnis (confessio)
entscheiden. So kommt es trotz Aufklärung im 19. Jahrhundert zu einem Erstarken
der Konfessionalität. In der katholischen Kirche zeigt sie sich z.B.
in der Lehre von der „allein seligmachenden Kirche" und der „Unfehlbarkeit
des Papstes"13.

Erziehung und Zeitgeist

Büß war gegen ein versöhnliches Miteinander der Konfessionen, weil er als
Ergebnis die religiöse Gleichgültigkeit fürchtete. Den Grund für diese konfessionelle
Entschiedenheit sehe ich weniger im Milieu der Erziehung. In

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