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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 351
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Zell a. H., wo Büß am 23. 3. 1803 geboren wurde, war man zwar katholisch,
aber deswegen noch nicht besonders fromm. Die Eltern hielten den kleinen
Franz Joseph zwar an, regelmäßig die Gottesdienste zu besuchen. Was er dabei
aber trieb, sei ihnen ziemlich gleichgültig gewesen, bemerkt Büß später
in leicht vorwurfsvollem Ton. Auch die Erlaubnis zum Besuch des Offenburger
Gymnasiums, heute Grimmelshausengymnasium, das damals als „liberal
" galt, deutet auf ein gemäßigt katholisches Elternhaus hin, zumal von
Franz Josef nie erwartet wurde, daß er Pfarrer werde.

Selbst der Religionsunterricht, gleichgültig ob von Lehrern oder Geistlichen
erteilt, konnte den jungen Büß nicht für den christlichen Glauben interessieren
. Seine Note ,,sehr gut" habe er sich damit verdient, daß er die ersten
Seiten des — selten genug verwendeten — Religionsbuches mechanisch auswendig
gelernt hatte und bei Prüfungsbesuchen entsprechend glänzen konnte
.14 Nichts Nachteiliges schreibt Büß über den Pfarrer von Biberach, einen
Benediktiner des aufgelösten Klosters Gengenbach, der ihn mit Lateinunterricht
auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitete15. Vielleicht hat ihn dieser
übriggebliebene Zeuge einer vergangenen Epoche unbewußt geprägt und
motiviert, das Rad der Geschichte zurückzudrehen oder es zumindest zu
versuchen. Aus der Offenburger Gymnasialzeit sind uns das Abiturzeugnis
und das Abschlußgedicht von Büß erhalten16. Im Zeugnis findet sich im
Fach Religion zwar die Note „sehr gut", was damals jedoch eine „zwei" bedeutete
. In vielen anderen Fächern glänzte Büß mit der Zensur „vorzüglich
gut". Im Gedicht gießt Büß seine überschwänglichen Gefühle in die Muster
der literarischen Bildung, zu der damals die Kenntnis der griechischen Mythologie
gehörte. So huldigt Büß seinen Genien, glaubt an seinen guten
Stern, fühlt sich als Phoenix und möchte die Heiligkeit der Götter auf die
Erde ziehen. Kirchlich klang das alles nicht, aber auch nicht religionsfeindlich17
.

Wann Büß zum entschiedenen, manchmal allzu entschiedenen Katholiken
wurde, verrät er uns selbst nicht. So sind wir auf Vermutungen angewiesen.
Mir scheint, daß man sowohl seine persönliche Lebensgeschichte als auch
die zeitgeschichtlichen Strömungen berücksichtigen muß. Beginnen wir mit
letzterem. Als Reaktion auf die rational gestimmte Aufklärung, die alle
Weisheiten, vergleichbar den mathematischen Sätzen, mit dem Licht der
Vernunft selbst gewinnen wollte, folgte die Romantik. In herausfordernder
Weise begann sich die Romantik für das Mittelalter zu interessieren, das
eben noch von der Aufklärung als finster und unmenschlich gegeißelt worden
war. Ein Grund für diesen Stimmungswandel liegt sicherlich im Wechsel
der Generationen, der andere wohl in der notwendigen Ergänzung logischen
und geschichtlichen Denkens. Der junge Büß machte sich die neue geistige
Mode einer neuerlichen Liebe zur Geschichte voll zu eigen. Der junge Dozent
an der Universität Freiburg wurde von den älteren „aufgeklärten" Pro-

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