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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 356
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Krone aufs Haupt setzen könne33. Aber aus dieser Kaiserromantik wurde
nichts, obwohl Büß nicht erwartete, seine Vorstellungen würden sich von alleine
verwirklichen, sondern selbst an den österreichischen Hof reiste34,
um den Kaiser für diese Idee zu gewinnen. Zunächst ließ man ihn, wohl
mehr als nötig, warten, um ihn dann mit wohlklingenden Worten ohne feste
Zusage zu verabschieden35. Als es dann in der Paulskirche zur Abstimmung
kam, ob man den preußischen König bitten soll, die deutsche Krone
zu akzeptieren, waren 290 Abgeordnete dafür. Die übrigen 248 enthielten
sich der Stimme36. Sowohl die Großdeutschen wie auch die Republikaner,
die am liebsten gleich auf die Monarchie verzichtet hätten, enthielten sich
der Stimme. Trotz des mehrheitlichen Votums zu seinen Gunsten lehnte König
Friedrich Wilhelm IV. das Angebot der deutschen Krone ab. So schöpfte
Büß neue Hoffnung. 1863 erhob ihn der österreichische Kaiser — sicherlich
für seine großdeutschen Bemühungen — in den erblichen Adelsstand, so daß
er sich fortan „Ritter von Büß" nennen durfte. Vielleicht war Büß geneigt,
in der Ehrung die Bereitschaft Österreichs zur Annahme der deutschen Krone
bei gleichzeitiger Anerkennung der neuen Verfassung zu sehen. Als dann
aber Preußen und Österreich wegen der Zuständigkeit für Schleswig-Holstein
in Streit gerieten und in der Schlacht bei Königgrätz 1866 Österreich
gar unterlag, brach Büß innerlich zusammen, so sehr hatte er sich mit der
großdeutschen Idee identifiziert. Die Niederlage machte ihm auch deswegen
zu schaffen, weil zwei seiner Söhne als Offiziere unter Österreichs Fahne
kämpften37.

Zusammenbruch und Genesung

Büß mußte sich für die Dauer von 3 Monaten in die psychiatrische Heilanstalt
Illenau bei Achern begeben, so schwer befiel ihn nun die Schwermut38
. Doch schließlich konnte er wieder seine Tätigkeit als Hochschullehrer
aufnehmen. Und was besonders bemerkenswert ist, Büß bekam auch
wieder an der Politik Geschmack. Die Wähler schienen den alten Kämpfer
zu schätzen, sicherlich nicht weil er vom österreichischen Kaiser zum „Ritter
" geschlagen worden war, und auch der Gregorius-Orden, den ihm der
Papst 1863 verliehen hatte, war kein Grund, Büß seine Stimme für ein politisches
Mandat zu geben.

Die Wähler sahen in Büß nicht „die abgeschiedene Stimme des Mittelalters
", als welche ihn einmal ein gegnerischer Abgeordneter bezeichnet
hatte39. Der „Ritter von Büß" war für jene 111 Wahlmänner des Bezirks
Achern-Bühl, die Büß bei nur 18 Gegenstimmen, in den Landtag wählten40,
kein Don Quichotte, auch wenn sich manche seiner Ideen als Illusionen erwiesen
hatten. Sie schätzten den Mann, der nicht ausstieg, wenn ihn Niederlagen
zum Außenseiter zu machen drohten, sondern der sich stets neu in die

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