http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0378
als auch erst recht 1939 übersteigerter Nationalismus und undemokratische
Verhaltensweisen auch im mittleren Kinzigtal eine Kriegsstimmung erzeugten
, die die Führung und Akzeptanz dieser mörderischen Weltkriege erst
möglich machten.
1914
Kriegsbegeisterung 1914 im Kinzigtal
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 traf die Menschen
im mittleren Kinzigtal nicht unvorbereitet. Bereits am 27. Juli schrieb Wilhelm
Engelberg2, der Herausgeber der im Kinzigtal weit verbreiteten Lokalzeitung
„Schwarzwälder Volksstimme", in einem Leitartikel mit der
Überschrift „Krieg zwischen Österreich und Serbien": ,,In vielen Haupt-
und Großstädten unseres Reiches herrscht beispiellose Begeisterung für den
Krieg ... In momentanem Taumel denkt das Volk nicht an die Wahrheit des
Schillerschen Wortes: ,Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg.' " Für
die deutsche Bevölkerung dürfe die Sorge nicht unbegründet sein, daß „aus
der österreichischen Strafexpedition gegen Serbien ein europäischer Krieg
entstehen könnte."
„Kampf fürs Vaterland" — Der
Haslacher Landsturmmann August
Neumaier schickte diese Aufnahme
im August 1914 nach Hause
Repro/Foto: Manfred Hildenbrand
Chauvinistisch-nationalistische Kommentare lasen die Menschen im Kinzigtal
gleich zu Kriegsbeginn im Zentrumsblatt „Kinzigtäler Nachrichten". So
hieß es in dieser Zeitung am 6. August 1914: „Es gilt Deutschlands nationale
Existenz ... zu erhalten und den gewissenlosen Friedensstörern das Handwerk
zu legen, so gründlich, daß sie für alle Zeiten nicht mehr in die Lage
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