Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 380
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„Die meisten Soldaten zogen kampfesfroh ins Feld"

Bereits am 1. August 1914 mußten 30 Haslacher Reservisten einrücken und
sich in Offenburg beim Bezirkskommando melden5. Am 2. August zogen
weitere Reservisten ins Feld. Am Bahnhof in Haslach standen Hunderte von
Personen, darunter besonders Angehörige von abziehenden Reservisten und
Landwehrmännern. ,,Im allgemeinen", vermerkt Wilhelm Engelberg in seinem
Tagebuch, „gab es keine schmerzlichen Abschiedsszenen, obwohl die
Männer einer ungewissen Zukunft entgegenzogen. Die meisten Soldaten zogen
kampfesfroh ins Feld . . ."6 Sie glaubten, in sechs Wochen wieder zu
Hause zu sein; denn die französische Armee, meinte man, wie 1870 schnell
besiegen zu können. Unter den ins Feld ziehenden Haslacher Männern befanden
sich zahlreiche Kriegsfreiwillige.

Der 2. August war auch der erste Mobilmachungstag. Die Landsturmpflichtigen
, dazu zählten alle kriegstauglichen, aber noch nicht ausgebildeten
Männer vom 17. bis 45. Lebensjahr, mußten sich auf dem Haslacher Rathaus
in die Landsturmstammrolle eintragen7. Am 14. August fuhren s*ie dann auf
mit Tannen und Fähnchen geschmückten Wagen nach Wolfach zur
Musterung8. Der Ansturm der Kriegsfreiwilligen war in den ersten Tagen
des Krieges so groß, daß zunächst eine Reihe von ihnen wieder nach Hause
geschickt werden mußte. Man konnte die vielen Freiwilligen in den Kasernen
nicht unterbringen9. Laufend veröffentlichte Wilhelm Engelberg in seiner
Zeitung die Namen der Kriegsfreiwilligen aus Haslach und den
umliegenden Gemeinden. Stolz war man in Haslach auf die Familie des
Bahnhofswirts Josef Fackler, der acht Söhne, darunter ein Priester, ins Feld
ziehen lassen mußte10. Ende 1914 waren 309 Haslacher Männer eingerückt,
bis 1918 waren es 582».

Daß trotz Kriegsbegeisterung für viele Familien die Einberufung der Ehemänner
, Väter und Söhne auch viel Leid bedeutete, wurde von der Lokalpresse
nicht verschwiegen. So berichtete die „Schwarzwälder Völksstimme
" am 5. August vom Selbstmord einer Bauersfrau in Oberentersbach
bei Zell a. H. Sie hatte sich erhängt, weil alle ihre drei Söhne in den Krieg
mußten. Offen wurde auch den Wehrpflichtigen gedroht, sich ja nicht vor
dem Kriegsdienst zu drücken, da dies die schlimmsten Konsequenzen haben
würde. Als abschreckendes Beispiel wurde das Schicksal eines in Lahr stationierten
Soldaten beschrieben, der versucht hatte, in die Schweiz zu fliehen
. Er wurde aufgegriffen und nach Offenburg gebracht, wo er von einem
Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 9. August standrechtlich erschossen
wurde12.

Mit den Männern wurden damals auch die Pferde eingezogen. Am 3. August
war in Hausach Pferdemusterung. Schon frühmorgens zogen die Bauern aus

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