Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 381
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0381
Haslach und den umliegenden Dörfern talaufwärts. Die meisten Pferde wurden
als kriegstauglich erklärt und in die Garnisonen gebracht13.

In den ersten Kriegstagen fuhren tagtäglich Truppentransporte durch das
Kinzigtal in Richtung Frankreich, teils mit der Eisenbahn, teils mit Pferdegespannen
. „Eingekleidete Truppen, Reservisten, Landwehr, Infanterie,
Maschinengewehrabteilungen, Artillerie fahren stündlich hier durch, durchweg
Süddeutsche, Bayern, Württemberger und badische Landeskinder."14
Wilhelm Engelberg gab auch die Inschriften wieder, die auf den Eisenbahnwagen
zu lesen waren. Sie zeugen von der fröhlichen Unbekümmertheit und
Siegesgewißheit der durchziehenden Soldaten. Hier einige Kostproben:
„Ausflug nach Paris" — „Auf Wiedersehen auf dem Boulevard" — „Auf
zum Schützenfest nach Paris" — „Wir werden das Kind schon schaukeln"
— „Jeder Stoß ein Franzos! Jeder Schuß ein Ruß! Jeder Tritt ein Britt!"15
Die umfangreichen Truppenbewegungen brachten auch einige Probleme mit
sich. So warnte das Bezirksamt in Wölfach die Bevölkerung vor den zahlreichen
Nägeln von Pferdehufen, die sich auf den Straßen befänden. Sie könnten
zu größeren Beeinträchtigungen des für die militärischen Interessen sehr
wichtigen Kraftwagenverkehrs führen. Die Bevölkerung und vor allem die
Schulkinder wurden aufgerufen, die Nägel aufzulesen16.

Gleich in den ersten Kriegstagen wurden 30 ältere Haslacher Männer, ehemalige
Soldaten, zum Zivilbahnschutz abgestellt. Sie waren durch rot-gelbe
Armbinden kenntlich gemacht und mit Gewehren ausgerüstet. Sie mußten
die Bewachung des Bahnhofes, der Gleise sowie der Wasserleitung übernehmen
, da man Anschläge durch französische Saboteure befürchtete. Am
6. September wurden sie durch reguläre Landwehrmänner abgelöst17.

Spionagehysterie, Hamsterkäufe und Preistreibereien

Die Angst vor Sabotage, ja, eine weitverbreitete Spionagehysterie, die leicht
Formen einer Lynchjustiz hätte annehmen können18, machten sich in den
ersten Kriegstagen nicht nur in weiten Teilen des Deutschen Reiches, sondern
auch im Kinzigtal breit. Am 12. August teilte das Wolfacher Bezirksamt
allen Bürgermeisterämtern mit, daß nach zuverlässiger Mitteilung 30 verdächtige
französische Spione mit richtigen deutschen Pässen ihr Unwesen
trieben. Die Gendarmerie wurde beauftragt, nach verdächtigen Personen zu
fahnden19. Und in der Tat wurde in Haslach eine verdächtige Frau verhaftet
, die sich allerdings später als harmlose Touristin entpuppte20. Der Sohn
des Barons von Hirsch, des Besitzers des Ortenberger Schlosses, wurde Anfang
August wegen Spionageverdachts verhaftet. Auch er wurde später wieder
rehabilitiert21. In einem weiteren Schreiben teilte das Bezirksamt
Wolfach mit, es sei der Verdacht aufgetaucht, daß Aussichtstürme im
Gebiet des Schwarzwaldes zu Spionagezwecken mit Einrichtungen der

381


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0381