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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 382
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drahtlosen Telegraphie mißbraucht würden22. Wilhelm Engelberg geißelte
in seiner „Schwarzwälder Volksstimme" solche „Schauermärchen"23, welche
jedoch bei der Bevölkerung offenbar nicht ihre Wirkung verfehlten und
trotz der Kriegsbegeisterung zu einer allgemeinen Verunsicherung führten.

Bezeichnend für diese Verunsicherung war, daß die Sparkassenkunden in
Haslach ihre Ersparnisse abheben wollten. Die Sparkasse Haslach hatte jedoch
den Beschluß gefaßt, nur kleinere Summen auszuzahlen24. Wiederholt
wurde die Bevölkerung vom Wolfacher Bezirksamt aufgefordert, zurückbehaltene
Goldmünzen in Papiergeld umzutauschen. Für die siegreiche Führung
des Krieges sei das Reich auf die Goldreserven von jedermann
angewiesen25.

Wie wenig die Menschen sehr bald der Kriegspropaganda von einem baldigen
Sieg trauten, zeigt die Tatsache, daß es zu ausgedehnten Hamsterkäufen
kam. Die Hausfrauen versuchten, sich mit größeren Mengen an Mehl,
Zucker, Salz, Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Suppeneinlagen einzudecken26.
Die Geschäftsleute und die Händler auf dem Haslacher Wochenmarkt reagierten
mit Erhöhung der Preise. Zahlreiche Geschäftsleute weigerten sich
sogar, Papiergeld anzunehmen27. Das Bezirksamt in Wolfach mußte gegen
die Preistreiber harte Strafen androhen. Da vor allem die Preise für Kartoffeln
ständig stiegen, wurden Anfang November 1914 für dieses Volksnahrungsmittel
Höchstpreise festgesetzt28.

Die ersten Einschränkungen

Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde im Laufe des Herbstes jedoch immer
knapper. Vor allem die Zuteilung von Kartoffeln bereitete große Schwierigkeiten
. Die Stadt Haslach bestellte bei einem Händler in Urloffen im
November 1914 900 Zentner Kartoffeln, bekam aber nur 350 Zentner
geliefert29. Dies reichte für die Versorgung der Einwohner Haslachs bei
weitem nicht aus, so daß viele Haslacher bei den Bauern Kartoffeln hamstern
mußten. Da Getreide als Viehfutter nicht mehr verwendet werden durfte
, wurden die Schüler angehalten, im Wald Eicheln für Schweinefutter zu
sammeln. Auch sollte die Bevölkerung Küchenabfälle sammeln und sie als
Schweinefutter zur Verfügung stellen30. Da sich gegen Ende des Jahres 1914
ein gravierender Petroleummangel einstellte, wurde für Petroleum ein
Höchstpreis von 23 Pfennigen pro Liter angeordnet31.

Die Verknappung der kriegswichtigen Rohstoffe führte bereits zu Beginn des
Krieges zu Zwangsmaßnahmen, wie zum Beispiel Beschlagnahmungen. Anfang
August wurden die Pulvervorräte und das Sprengmaterial der Haslacher
Firma Leferenz beschlagnahmt, die im Urenwald bei Haslach die Hartsteinwerke
„Vulkan"32 betrieb. Dasselbe geschah mit den Pulvervorräten der

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