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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 386
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schatten Obst für die Küche des Roten Kreuzes in Karlsruhe zu sammeln.
20 907 Pfund Obst wurden von ihm im September 1914 nach Karlsruhe
geschickt46.

Am 29. August trafen in Haslach die ersten Verwundeten ein, meist bayerische
Truppen, die vom Frauenhilfsverein zunächst in Privatquartieren untergebracht
wurden47. Als immer mehr verwundete Soldaten der Stadt
Haslach zugewiesen wurden, richtete der Frauenhilfsverein Lazarette in
Haslach ein. Lazarette entstanden in der Kleinkinder- und Nähschule, im
Kaufhaussaal sowie im Krankenhaus48. Bis Ende September waren 72 Verwundete
in Haslach untergebracht49. Die Haslacher Gastwirtschaften bekamen
den Auftrag, abwechselnd je eine Woche hindurch das Essen für die
Lazarette bereitzustellen50. Auch in den anderen Kinzigtalstädten Offenburg
, Gengenbach, Zell a. H., Hausach, Wolfach und Schiltach wurden im
August 1914 Lazarette eingerichtet. Besonders Gengenbach tat viel für die
Verwundeten; in dieser Kleinstadt wurden ständig 200 Verwundete gepflegt51
.

Die ersten Kriegsgefangenen

Trotz der Kriegsbegeisterung war die Einstellung weiter Kreise der Bevölkerung
zu den ersten französischen Kriegsgefangenen vom Geist der Ritterlichkeit
und Achtung geprägt. Als die ersten französischen Kriegsgefangenen
Mitte August in Straßburg eintrafen, zitierte die „Schwarzwälder Volksstimme
" einen Offizier der deutschen Wachmannschaften mit den Worten: „Die
Kriegsgefangenen sind tapfere Soldaten, die für ihr Vaterland gestritten haben
!" Einer der französischen Kriegsgefangenen habe geantwortet: ,,La
guerre, c'est la misere!" Des Pazifisten Wilhelm Engelbergs Kommentar zu
diesem Gespräch: „Sie haben keinen Krieg gewollt, sie nicht und wir
nicht!"52

Als im Hornberger Lazarett Anfang September ein französischer Kriegsgefangener
seinen schweren Verletzungen erlag, wurde er auf dem dortigen
Friedhof mit allen militärischen Ehren bestattet53. Der Haslacher Volksschriftsteller
und Pfarrer Heinrich Hansjakob, der damals bereits seinen
Ruhestand im ,,Freihof' am Rotkreuz in Haslach verbrachte, schrieb am
22. September an den ehemaligen badischen Staatsminister Richard Reinhard
, der in Freiburg die Verwundetenfürsorge organisierte: „Hoffentlich
reden Sie auch mit den französischen Verwundeten; denn sie sind an dem
Völkermord so unschuldig als unsere Soldaten." Hansjakob, der aus seiner
pazifistischen Grundhaltung keinen Hehl machte, fuhr dann fort: „Das ist
das schändliche Unrecht auf dieser Welt, daß überall das arme Volk büßt,
was die lumpigen Diplomaten gefehlt haben . . ,"54

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