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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 387
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0387
„Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg"

Am 28. Oktober 1914 wurde Haslach Garnisonstadt. 150 Landsturmmänner
rückten ein und nahmen im Städtchen Quartier. Es war die 3. Kompanie des
königlich-preußischen Landsturm-Infanterie-Bataillons, das sein Stammquartier
in Donaueschingen hatte55. Täglich exerzierten die Soldaten auf
einer städtischen Wiese an der Mühlenbacher Straße.

Wie an der Front nahm auch im Kinzigtal die Kriegsbegeisterung im Oktober
1914 allmählich ab. Der Krieg dauerte bereits länger, als man in der ersten
Euphorie angenommen hatte. Die Begeisterungsstürme, welche die
ausziehenden Truppen begleiteten, waren abgeebbt. Hatte man am Haslacher
Bahnhof noch vor wenigen Wochen die ausziehenden Soldaten mit Blumen
überschüttet, so standen jetzt die ersten Blumensträuße zur Erinnerung
an den gefallenen Ehemann, Bräutigam oder Sohn vor Fotografien mit Trauerflor
. In den beiden Lokalzeitungen, den ,,Kinzigtäler Nachrichten" und
der „Schwarzwälder Volksstimme", häuften sich die Todesanzeigen der an
der Front Gefallenen, und allmählich sah die Kinzigtäler Bevölkerung nur
noch die Schattenseiten des vor kurzem noch so gefeierten Verteidigungskrieges
.

Schon Ende August begegnete Wilhelm Engelberg auf seinen Spaziergängen
mit seiner Frau in der dörflichen Umgebung besorgten Menschen. Darüber
konnte er nicht in seiner Zeitung berichten, aber er vertraute diese Erlebnisse
seinen Tagebuchnotizen an: ,,In Schnellingen trafen wir den Landwirt
Krämer im Gespräch mit einer Frau Allgeier, welche letztere ihren Mann ins
Feld ziehen lassen mußte. Ersterer hat einen Sohn im Krieg. Ich tröstete die
beiden, welche weinten, so gut ich konnte, und sagte ihnen, wenn der Krieg
zu Ende sei, müßte der Krieg dem Kriege geschworen werden; denn
der Krieg sei eine Einrichtung, die nicht mehr für gesittete Völker des
20. Jahrhunderts passe."56

Fast täglich veröffentlichte Engelberg in seiner Zeitung die Namen der gefallenen
Soldaten aus den verschiedenen Kinzigtalgemeinden. Über 100 waren
es bis Ende des Jahres 1914. Allein zwölf Haslacher Männer waren bis Ende
Dezember 1914 gefallen57. Großes Aufsehen erregte, als bekannt wurde,
daß der als Jude in Nonnenweier geborene sozialdemokratische Landtagsund
Reichstagsabgeordnete Dr. Ludwig Frank58 am 3. September 1914 als
Kriegsfreiwilliger in Frankreich gefallen war. Beide Lokalzeitungen veröffentlichten
ausführliche Nachrufe59. ,,Mich hat", so schrieb Heinrich
Hansjakob in seinem ,,Freihof' in Haslach, „Franks Tod, der ihm, seiner
Partei und Israel zum Ruhme gereicht, tief erschüttert. Das Schmerzliche
des Krieges macht mich ganz krank."60

Die erste Kriegsweihnacht brachte eine Weihnachtsbescherung für die Verwundeten
in den Haslacher Lazaretten. Bürgermeister Josef Fackler verteilte

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