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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 395
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1939 wurden die Lebensmittelkarten und Seifenkarten eingeführt. Mitte September
betrug die wöchentliche Zuteilung der Portionen für Fleisch- und
Fleischwaren nur noch 500 Gramm pro Person und Woche. Nur Schwerstarbeiter
bekamen doppelt so viel101.

Im November kamen die Kleiderkarten für alle Spinnstoffwaren hinzu102.
Die auf Urlaub weilenden Soldaten erhielten „Reisekarten". Die Geschäfte
mußten die eingelösten Kartenabschnitte und Bezugsscheine auf große Bogen
aufkleben und den Behörden vorlegen. Danach richtete sich ihr Kontingent
rationierter Waren, die sie in ihren Läden verkaufen konnten.

Die in Haslach und in den umliegenden Ortschaften noch weitverbreitete
Selbstversorgung milderte die zunehmende Nahrungsmittelknappheit. Wer
aufgrund einer Hausschlachtung sich selbst mit Fleisch und Fett versorgte,
mußte sich diese Mengen durch Entwertung der Fleischmarken anrechnen
lassen103. Je nach der Zahl der selbstgehaltenen Hühner wurde die Eierzuteilung
gekürzt. Wer mehr Hühner hielt, als er zur Selbstversorgung benötigte
, mußte seinen Eierüberschuß bei einer Sammelstelle abliefern.
Verständlich, daß sich Schwarzschlachtungen und heimliche Hühnerhaltungen
lohnten, aber nur, wenn man nicht erwischt wurde.

Auch Lederwaren und Schuhe wurden rationiert. Am meisten klagte die Bevölkerung
im Kinzigtal über die seit Kriegsbeginn mangelnde Versorgung
mit Schuhen und Sohlenleder, so daß dieses Thema auch in der lokalen Presse
, allerdings sehr beschwichtigend, erörtert wurde104.

Das aber alles beherrschende Thema des ersten Kriegswinters hieß „Kohlenkrise
". Ab Dezember 1939 und bis spät ins Frühjahr 1940 hinein rissen
die Klagen und Beanstandungen der Bevölkerung hierzu nicht ab105. Zu diesem
Engpaß in der Versorgung der Bevölkerung und Industrie war es aufgrund
von Transportschwierigkeiten gekommen. Die Reichsbahn benötigte
ihre Waggons hauptsächlich, um die Rüstungsgüter an die Front zu transportieren
, so daß die Kohlen auf den Halden blieben und nicht die Verbraucher
erreichten106.

Die Unzufriedenheit der Bevölkerung im Kinzigtal steigerte sich noch, als
sich im Herbst 1939 eine schlechte Belieferung mit Kartoffeln bemerkbar
machte. Auch in der Versorgung mit Obst und Gemüse kam es zu ersten
Engpässen. Wiederholt wurden in den Lokalzeitungen Appelle an die Bevölkerung
des Kreises Wölfach gerichtet zum Spenden von Obst, Gemüse und
Beeren107. Am 18. September führte die NS-Frauenschaft im Kreis Wolfach
eine Sammlung von Obst und Gemüse durch. „Der letzte Apfel, die letzte
Zwetschge oder Gurke muß geborgen werden. Es geht nicht nur darum, um
den Bedürftigen zu helfen, sondern gleichzeitig die Ernährungslage unseres
Volkes im gegenwärtigen Kampfe gegen den schändlichen britischen Aushungerungsplan
bis zur letzten Möglichkeit sicherzustellen und nicht zuletzt
damit die zuversichtliche Bereitschaft der deutschen Frauen zum tatkräftigen
Durchhalten zu bekunden."108

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