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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 396
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, Jeder Volksgenosse muß mehr als sonst spenden"

Zum Kriegsalltag 1939 gehörten auch die ständigen Haus- und Straßensammlungen
des Kriegswinterhilfswerks, die ab Oktober 1939 unter dem
Motto „Das Opfer der Heimatfront stärkt die Kampffront" durchgeführt
wurden. Die Sammlerinnen und Sammler rekrutierten sich vor allem aus
den Reihen der Deutschen Arbeitsfront (DA), der SA, SS, NS-Frauen-
schaft, der Hitlerjugend sowie des Bundes Deutscher Mädel (BDM). In den
Aufrufen zu diesen Sammlungen hieß es: ,,In diesen Tagen geht es um Sein
oder Nichtsein der Nation. Deshalb muß jeder Volksgenosse mehr als sonst
spenden. In dieser Zeit des Kampfes um Deutschlands Ehre und seiner nationalen
Kraft muß jeder Deutsche von großer Opfer- und Einsatzbereitschaft
erfüllt sein109.

Gesammelt wurden Geld, Kleidungsstücke, aber auch Altmaterialien wie
Alteisen, Tuben und Stanniolpapier für die Rüstungsindustrie"0. Einmal im
Monat wurde ein ,,Opfersonntag" angesetzt, an dem besonders intensiv gesammelt
wurde. Um die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung anzustacheln,
wurden Abzeichen, wie germanische Schwerter, Märchenfiguren, Wilhelm-
Busch-Figuren, Westwallringe oder Buchzeichen mit dem Aufdruck „Der
Führer macht Geschichte", verkauft.

Ganz im Sinne der Kriegspropaganda führte die Hitlerjugend am 16. und
17. Dezember 1939 in Haslach und in anderen Gemeinden des Kinzigtals einen
„Kaperkrieg" durch, wobei der „Feind" die vielen „Geber und Geberinnen
" von Spenden darstellten. Sie mußten von den Jungen und Mädchen
der HJ und des BDM „gekapert", d.h. „gebefreudig" gemacht werden1".
„Alle Straßen und Gassen wurden erfaßt und tributpflichtig gemacht.""2

Zur Kriegspropaganda gehörte es auch, die Frauen an der „Heimatfront"
mit Auszeichnungen zufriedenzustellen. Besonders den kinderreichen Müttern
gehörte die Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten. „Was der Mann
an Opfern bringt im Ringen eines Volkes, bringt die Frau an Opfern im Ringen
um die Erhaltung dieses Volkes in den einzelnen Fällen. Was der Mann
einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfelde, setzt die Frau ein in ewig geduldiger
Hingabe, in ewig geduldigem Leid und Ertragen. Jedes Kind, das
sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein
ihres Volkes.""22 Mit diesen Worten skizzierte Adolf Hitler zu Beginn
des Krieges die Grundidee der NS-Familienpolitik. Kinderreiche Mütter
sollten „geadelt" werden. Deshalb wurde zu Beginn des Krieges das „Ehrenkreuz
der deutschen Mutter" eingeführt. Es wurde in drei Klassen verliehen
: in Bronze für vier und mehr Kinder, in Silber für mehr als sechs und
in Gold für über acht Kinder.

Am 12. November 1939 wurden in Haslach 106 Mütter mit dem neugeschaffenen
Mutterkreuz ausgezeichnet. 24 Mütter bekamen von NS-Ortsgruppen-

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