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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 398
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Auch das Rote Kreuz wurde sofort nach Kriegsbeginn in verstärkter Weise
beansprucht. In Haslach veranstaltete der Ortsverband des Roten Kreuzes
seit September 1939 Ausbildungskurse in Verwundetenpflege120. In einem
Aufruf des Haslacher Roten Kreuzes hieß es: ,,In der Heimat stehen alle in
einer Front . . . Jeder ist an seinem Platz ein Kämpfer. Frauen und Kinder
bilden eine einzige Front . . ."'21

In ihren Nähnachmittagen stellte die NS-Frauenschaft in Haslach im September
und Oktober aus gespendeten Stoffen und Laken Verbandsmaterial
für die Front her. An neunzehn Nähnachmittagen wurden hergestellt: 800
Kompressen, 720 Binden, 730 Tupfer, 175 Kopf- und Nasenschleudern, 170
Dreieckstücher, 36 Handtücher, 75 Waschlappen, 50 Sandsäckchen verschiedener
Größe sowie vier Deckbezüge. Die Jugendgruppe der NS-
Frauenschaft in Steinach fertigte für die Soldaten Hausschuhe („Bunkerschuhe
") aus alten Stoffen und Filzhüten122.

Gegen Gerüchte helfen Siegesmeldungen

Trotz der seit September stets zunehmenden und aggressiver werdenden
Kriegspropaganda und Appelle zum Durchhalten, trotz der durch Rundfunk
und Presse verbreiteten Siegesstimmung und Glorifizierung von Hitlers
,,Feldherrngenie" kursierten im Kinzigtal Gerüchte über große Verluste der
deutschen Wehrmacht im Polenfeldzug, über Sabotageakte, über drohende
Bombardierungen der Zivilbevölkerung, über weitere Verknappung der Versorgungsgüter
. Die Funktionäre der NSDAP und ihrer Untergliederungen
wurden beauftragt, diesen Gerüchten entgegenzuwirken und die Gerüchteverbreiter
zur Rechenschaft zu ziehen. Am 30. September fand in der Bahnhofswirtschaft
in Haslach ein Generalappell der NSDAP statt, bei dem
NS-Ortsgruppenführer Wilhelm Krafft mit „den unverantwortlichen Gerüchtemachern
" scharf ins Gericht ging. Den Verbreitern von Gerüchten
drohte er die strengsten Strafen an. Wer den Wehrwillen untergrabe, habe
die Todesstrafe verdient123.

Ganz in diesem Sinne war es seit Kriegsbeginn verboten, sich aus anderen
als staatlich gelenkten Informationsquellen zu informieren. Besonders das
Abhören von ausländischen Rundfunksendern war unter schwerer Strafandrohung
untersagt124. Wiederholt wurde in den Lokalzeitungen des Kinzigtals
über die Verhängung von Zuchthausstrafen für ,,Volksschädlinge"
berichtet, die ,,Feindsender" abgehört hätten125.

Die NS-Machthaber taten alles, um bei der Bevölkerung des Kinzigtals eine
Siegeseuphorie zu erzeugen. Pausenlos wurden über Rundfunk und Presse
die Siegesmeldungen der deutschen Armee über die polnischen „Untermenschen
" und englischen „Kriegshetzer" verbreitet. Anläßlich der Kapitula-

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