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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 442
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flechterei.4 Hier wurden auch, sicherlich durch Modeströmungen beeinflußt
, unterschiedliche Hutformen hergestellt, die als Zylinder, breitrandige
Hüte oder als der merkwürdige ,,Schnozhut" der Hotzenwälder in die Frauentrachten
des Schwarzwaldes Eingang fanden. Die Hüte standen dabei zumeist
als sommerliche Kopfbedeckungen neben den mehr der winterlichen
Tracht zugehörigen Hauben, wurden oft aber auch über der Haube getragen,
wie es bei der Gutacher Tracht heute noch der Fall ist.

Der Gutacher Hut gehört zu der Gruppe der flachen, breitrandigen Hüte, die
im mittleren Schwarzwald weiter verbreitet waren und darüber hinaus auch
in der Schweiz und im Elsaß, wohin sie teilweise aus dem Schwarzwald geliefert
wurden, nachzuweisen sind. Die Trachtenforscherin Rose Julien
spricht geradezu vom „alemannischen Hut".5

Um die nähere Verwandtschaft dieses Hutes darzustellen, seien einige Beispiele genannt.

Die Strohzylinder waren im 19. Jahrhundert in einem großen Teil des Schwarzwaldes die vorherrschende
weibliche Kopfbedeckung. Es gab aber auch die flache, breitrandige Hutförm.

Diese konnte ohne große Verzierung getragen werden, wie wir auf der Darstellung eines
Kirchzartener Hochzeitszuges von 1820 sehen. Nicht viel anders zeigt sich das Schnapphütchen
des Hochschwarzwaldes heute noch. Sehr viel bunter präsentiert sich eine Sonntagstracht
von 1819 aus dem Kanton Zug.

Schon näher mit dem Bollenhut verwandt ist eine breite Form. Auf sie könnte sich beziehen,
was die Reiseschriftstellerin Friederika Brun 1801 aus der Gegend von Lahr über die Kopfbedeckung
der Frauen berichtet: „Sie tragen gewaltig große gelbe Strohhüte ganz runde, welche
. . . mit . . . seidnen Lizzen und Quasten besetzt sind, und die vor Sonne und Regen
zugleich schirmen."

In diesem Zusammenhang sei auch an den Schapbacher Frauenhut (Bader 1844) und den
Renchtäler Rosenhut erinnert, der sicher am nächsten mit dem Gutacher Bollenhut verwandt,
aber schon lange verschwunden ist. Auch der St. Georgener Rosenhut muß hier genannt
werden.

Es ist also festzuhalten, daß die Ausgangsform für verschiedene Hutarten die gleiche gewesen
ist. Die Gutacher Tracht hat eben ihre eigene Zierform hervorgebracht, die sogenannten
Bollen.

Die Entwicklungsgeschichte des Bollenhutes läßt sich anhand von bildlichen
Darstellungen seit etwa 1800 gut verfolgen. Seit dieser Zeit wird die Verwendung
von Wollrosen als Hutzier nachweisbar.

Die Farben des Zierats, Schwarz oder Rot, haben damals anscheinend noch
nicht Verheiratete und Ledige auseinandergehalten. Es muß offen bleiben,
ob sich vielleicht so katholische Wolfacherinnen von evangelischen Hornbergerinnen
unterschieden haben.

Es ist aber durchaus möglich, daß die Farbwahl in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts noch frei getroffen werden konnte. Auf einer kolorierten
Lithographie von Karl Wilhelm Schurig aus den vierziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts sieht man unter dem Titel ,,Bauernmädchen aus Schramberg"
(gemeint ist Hornberg) sowohl einen roten als auch einen schwarzen Bollen-

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